Alienation :: Die Ingolstädter spielen mit Elektronik und wären gern Radiohead
Vier Produzenten, sechs Städte, acht Studios – die Umstände der Aufnahmen versprechen schon mal Spannung und Heterogenität. Oder gar eine Rekapitulation alter Stärken? Nicht ganz. Mit „Alienation“ schlagen Slut nach 19 Jahren im Geschäft mal wieder eine neue Richtung ein, zumindest im eigenen Werkkontext. Mit elektronischen Beats und Sounds orientieren sich die Ingolstädter jetzt an Radiohead -was etwa bei „Broke My Backbone“ mit seinem Drum’n‘ Bass-Rhythmus zu tollen Ergebnissen führt. „All Show“,“Alienation“ und „Next Big Thing“ hingegen sind konventionellere Slut-Songs.
Eine gewisse lethargisch-gleichförmige Melancholie ist schon immer das Grundgerüst vieler ihrer Stücke gewesen. Im schlechtesten Fall plätschern diese Songs dann unaufgeregt und unaufregend vor sich hin. Im besten Fall entwickelt sich in der Wiederholung eine hypnotisierende Dynamik wie im besagten „Broke My Backbone“ oder bei „Silk Road Blues“. Der von Tobias Levin produzierte Song ist Psychedelic-Rock im indischen Gewand. Das ist nun wirklich nichts Neues, ja fast schon ein Klischee, entwickelt aber trotzdem einen wunderbaren Sog, wenn Christian Neuburger im Duett mit der Sitar singt.
„She’s lost control again“, das Joy-Division-Zitat in „Never Say Nothing“, gibt einen Hinweis auf den Rest des Albums: Drum Machines, elektronischer Anstrich, mal mehr, mal weniger von straighten Achteln dominiert. New Wave haben Bloc Party, Interpol, Clinic und andere zwar schon Anfang der 2000er-Jahre wiederbelebt. Tobias Siebert integriert bei seinen Produktionen allerdings eine aktuellere Soundästhetik und schafft damit eine kühle Atmosphäre, die Slut gut zu Gesicht steht und sie ins Jahr 2013 holt.(Cargo)