Alternativen

Alternativen diesmal mit Betonung auf „Alt“: Bluesvteran R.L.BURNSIDE durfte sich zuletzt dank der freundlichen Fürsorge von Jon Spencers Blues Explosion größerer Popularität erfreuen als je zuvor. Auf dem neuen Album „The Wizard“ (Epitaph/Semaphore) ist Spencer nur bei zwei Songs dabei, den Rest bestreitet seine Stammband mit Kenny Brown (Gitarre) und Bumside-Sohn Cedric (Drums). Keine Frage also, daß der Texaner hier sehr viel urwüchsiger in die Saiten greift als bei der New-York-Connection vom letzten Jahr. Der Glam-Aspekt mag verschwunden sein doch Burnsides unvergleichliche Slide-Technik kommt dafür glänzender zum Vorschein. 4,0

Ältere Semester einer anderen Fraktion werden sich an Zeiten erinnern, als Britpop noch kein nationales, großbritisches Rettungsprogramm darstellte, sondern offen für europäische, besonders frankophile Einflüsse war. THE KARELIA stammen zwar aus dem schönen Schottland, erinnern aber an die guten Zeiten von The Jazz Butcher oder The Monochrome Set (deren Mastermind Bid hier als Produzent deutliche Spuren hinterlassen hat). Trotz Trompeten-Melancholie klingt „Dirorce At High Noon “ (Roadrunner/IRS) – vereinfacht ausgedrückt – wie die Tindersticks im Frühlingsrausch. Solch ein Übermaß an Manierismus wurde wohl auch der Band zuviel, und so bekommt man zum Abschluß einen bizarren Jazz-Blues kredenzt, bei dem Sänger Alex Huntley sich offenbar im schwersten Delirium befunden haben muß. 3,5

Humor der speziellen Sorte lassen auch BOTTOM 12 durchblicken. Zwar verkündet die eröffnende Fanfare großes Unheil, doch in der Folge entwickelt die siebenköpfige Band aus Hollywood einen professionell angelegten Bildersturm der hintersinnigsten Art. Auf „Balderdash“We Bite/EFA) wird körperorientierte Musik in allen Variationen zitiert: Punk-Gitarren treffen auf ultracoole Jazz-Bläser, dazu changiert Frontmann gekonnt zwischen Soul, Rap und Moderation. Rummelplatzmusik ohne betäubende Reizüberflutung.4,0

Zeitlupenhafte Rock-Dekonstruktionen gehören derzeit zur Tagesordnung, aber ob die SUPREME DICKS von diesem (Mini-)Trend profitieren können, scheint zweifelhaft. Im direkten Vergleich mit den Klang-Meditationen von Low oder Souled American klingt ihr neues Album „The Emotional Plague“ (Manifatture Criminali/Indigo) seltsam außerirdisch und jederzeit unberechenbar. Doch genau darin liegt auch der Reiz ihrer Musik: Hier geht es nicht darum, daß eine besondere Stimmung bedient wird, sondern um konzentriertes Hören. Diese kleine Anstrengung wird jedoch von diesem Album groß belohnt

4,0

Aber auch der gutherzige Gitarren-Pop stirbt wohl nie aus. Das kalifornische Trio DISKOTHIQ hört sich auf „Waterworld“ (Shrimper/Naptime) wie eine gefühlsbetonte Kreuzung aus Blur und Sebadoh an. Frontmann Peter Hughes (auch bei den Mountain Goats aktiv) hat die Harmonien und Akkordfolgen der Sechziger genau studiert, und so werden Pop-Nostalgiker zwischen Zuckerguß und Feedback hier hervorragend bedient. 3,5

Japans Underground hatte sich zuletzt entweder mit stark stilisiertem Pop (Pizzicato Five) oder brutalen Noise-Attacken (Zeni Geva) profiliert. SUGAR PLANT gehört keiner dieser Richtungen an und orientiert sich auf ^fter After Hours“ (World Domination/EFA) eher an angloamerikanischen Vorbildern wie Galaxie 500 oder Mazzy Star. Fernöstliche Tonfblgen sind nur ansatzweise zu erkennen, und so beschränkt sich der Exoten-Bonus des Albums auf die recht holprigen englischen Texte. Was wäre, wenn die Amis demnächst japanisch singen würden? 2,5

Der Kult um das Briten-Duo Laika hat auch in New York seine Spuren hinterlassen, BOWERY ELEC-TRIC sind ebenfalls ein Duo und arbeiten nach dem gleichen Konzept: ein rhythmischer Fluß, kaum Song-Strukturen, dafür aberSphärenldänge(Beggars Banquet/RTD). 3,0

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