Alternativen :: VON MAIK BRÜGGEMEYER (GLITTERHOUSE)

I – I (Glitterhouse)

Wenig bis gar nichts erfährt man über den Urspung dieser Platte. Glaubt man dem Cover-Foto, spielten zwei junge Männer und eine junge Dame in einem Jugendzimmer dieses wundersame Album ein. Schaut man genauer hin, erfährt man, dass das Album Anfang März letzten Jahres im Klingon Science Reading Room (?) in Dresden entstand. Sieben Instrumentalstücke, die allesamt wie eine – nun ja – sphärische Krautrockvariante von Talk Talk klingen. Die Musik des Düsseldorfer Projekts (jaja, das waten Kraftwerk auch) ist jedoch nur schwer fassbat; man klammert sich an Referenzen wie Neu!, Kreidlet; Sigur Ros oder auch Savoy Grand, nur um sie kurz danach wieder zu verwerfen. Es pluckert heimisch, ab und zu glaubt man, ganze Harmoniebögen zu hören, die dann kurz darauf aber wieder verschwinden. Eine unaufgeregte kleine Platte, die durchaus ihre Momente hat (sehr schön: „Who’s The Creep“), an einigen Stellen aber auch etwas belanglos. Daher nur 2,5

Bitch and Animal – Eternally Hard (RIGHTEOUS BABE RECORDS)

Blöder Bandname und der erste Song heißt „Best Cock On The Block“ (daher auch der Albumtitel). Hört sich nach üblem Agitanzenpop an. Und ab und zu ist die zumindest eigenwillige Mischung aus Folk und Rap wirklich ein bisschen krude, albern und derb geraten. Doch in den ruhigeren Momenten hat diese Mischung durchaus ihren Reiz („Traffic“, „Miss Me My Dear“). Dann erinnern Bitch and Animal an Ani DiFanco, auf deren Label das Album erscheint. Selbige singt auch bei einigen Songs im Background und hat einen guten Teil der Songs produziert. Die Leitmotive dieses Albums, weibliche Identität und (lesbische) Liebe, werden ab und zu intelligent und witzig verhandelt („Scrap Metal“, „Boy Girl Wonder“): „A pink moon is out tonight‘ And my heart is folding over/ Because I think she liked me/ And I mighta had her/ But he’s got a real one/ And mine’s from the störe.“ Demnächst im Plattenladen ihres Vertrauens, aber warten Sie lieber auf das nächste Ani DiFranco-Album. 2,5

Capitol K – Island Row (XL-RECORDINGS/BEGGARS GROUP)

Um Identität geht’s auch auf „Island Row“. Hinter dem großen K verbirgt sich Kristian Craig Robinson, der in in Dubai, aufBorneo und in England aufgewachen ist und für diese Platte die Stätten seiner Jugend, bewaffnet mit einem Diktiergerät, noch einmal bereiste. So hört man auf „Island Row“ die unterschiedlichsten musikalischen Einflüsse, die alle in einem Knotenpunkt, dem großen K quasi, zusammenlaufen und durch Tape-Loops, Beats und Gitarrenstrukturen zu einem stimmigen Ganzen verbunden werden. Wenn Billy Braggs „England Half English“ die (postkoloniale) Theorie ist, so ist „Island Row“ deren eindrucksvolle Umsetzung. 4,0

Herman Düne – Switzerland Heritage (PROHIBIüTED/NORMAL)

Die in Paris lebenden Brüder Andre und David-Ivar Herman-Düne aus Schweden nahmen dieses feine Album in Genf auf, daher auch der Titel. Sonst hört sich das nicht so nach Alpen, Uhren und Schoki an, sondern eher nach dem Mittleren Westen der Vereinigten Staaten und nach Neil Young. Längst keine Unbekannten mehr, spielten die beiden schon beim großen John Peel (Jarvis Cockers großer Held, wie man lesen konnte) und wussten bereits mit ihrem Debüt „Turn Off The Light“ und dem Nachfolger „They Go To The Woods“ zu überzeugen. Glasklare Kompositionen im Land zwischen Folk, Rock und Blues, ohne Schnörkel, sparsam instrumentiert, und Humor haben sie auch noch: „I can hear the beats from your headphones to where I am: SONIC YOUTH/ And did I tell you ‚it’s not the LP version‘?“ Hier kann man mal guten Gewissens von gutem Songwriterhandwerk sprechen. 3,5

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