Alternativen von Michael Ruff
Kiss My Jazz – In A Service Station (Heavenhotel/Cargo)
Der Band-Name mag dem Suff entsprungen sein, doch verbirgt sich dahinter die Creme der belgischen Musikszene, nämlich Mitglieder von Zita Swoon, Goreslut, Lionel Horowitz. Die Magie von Tankstellen, Lastwagen und Transportwegen zu besingen, mag keine besonders originelle Idee sein, doch die flämische Sichtweise der zwölf beteiligten Musiker macht daraus ein Hörvergnügen, das an eine bizarre Kreuzung aus Ween und Lambchop denken lässt. 4,0
Daan – Profools (Heavenhotel/Cargo)
Belgien, 2. Teil. Daan Stuyven (Ex-Dead Man Ray) ist so was wie der belgische Beck, hat schon etliche Bands und Projekte initiiert und dabei ganz wunderbare Songs geschrieben. Davon sind auch auf seinem ersten Soloalbum genug vertreten, doch zum Popstar wird er es wieder nicht schaffen. Der Grund: Zuwenig angesagte Beats und Loops, dafür jede Menge skurrile Frickeleien und schöngeistige Individualität Und genau das ist es, was dieses Album so unbedingt hörenswert macht. 4,0
Appendix Out – Daylight Saving (Drag City/Cargo)
Eine Schotten-Band, die sich bei Scott Walker bedankt und auf dem kultigsten Chicago-Label herauskommt – kann so was gutgehen? Es geht, denn sie haben Will Oldham zum Gott erkoren und bewegen sich zudem auf dem Terrain heimatloser heidnischer loner mit geradezu unverschämter Sicherheit Beats und Hallos spielen keine Rolle, die Musik verharrt in Pausen und findet dabei schönste Harmonien (mit schottischem Akzent). Eine wirklich schöne Schlafpille. 3,0
Sackville – The Principles Of Science (Constellation/Hausmusik
Ihr Debüt auf Glitterhouse war von herrlich besoffener Atmosphäre geprägt und nicht immer genüsslich fürs Ohr. Auf dem vorliegenden Kurz-Album gehen die Kanadier etwas prosaischer zu Werke, doch ihre schwelgerisch-verspielten Akustik-Balladen klingen auch so noch süffig genug. Zeitlupe, Country-Phlegma, und immer sägt die Geige. So macht auch Nichtstun Sinn. 3,5
Golden – Super Original Movement (Slowdime/Cargo)
Mitglieder von Trans Am und Six Finger Satellite treffen sich im Studiokeller, um mal auszuloten, was ohne Gesang möglich ist – und zwar ohne in billiges Session-Gehabe zu verfallen. Hier und da sind Spuren von Can, Status Quo oder Isaac Hayes zu erkennen, doch trüben diese nicht den Eindruck, dass hier gekonnt und konsequent gegen den Strich gebürstet wird. Dem angeberischen Plattentitel werden sie allerdings nicht gerecht 3,0
The Black Heart Procession 2 (Touch & Go/EFA)
Sträflich übersehen, da schon länger draußen (Peter Lau schrieb bereits an anderer Stelle über die Platte): zwei Mitglieder von Three Mile Pilot mit einen Nebenprojekt, bei dem alles im Zeichen emotionaler Schwere steht Inspiriert von Vorbildern wie Leonard Cohen oder Nick Cave entfalten die sparsamen Arrangements eine hypnotische Qualität, bei der auch ein Harmonium erklingen darf, ohne dass gleich sämtliche Kerzenhalter dieser Welt mitflakkern müssen. Auf der Bühne wollen sie hingegen in achtköpfiger Besetzung antreten. Seien wir also gespannt. 3,5
Demolition Doll Rods – TLA (Matador/RTD)
Wie der Name schon vermuten lässt, rockt dieses Detroit-Trio ganz kräftig das Haus. Zwei Damen und ein Herr widmen sich auf ihrem dritten Album weiterhin ausgiebig amerikanischer Trash-Tradition, scheuen aber auch vor zuckerwattigem Girlie-Pop nicht zurück. Das klingt wie die Cramps mit Joan Jett als Frontfrau. Kim Fowley hätte seine helle Freude daran (aber der macht ja jetzt Techno). 3,0
22 Pistepirkko – Bar Bone Nest(Clearspot/EFA)
Die Finnen rocken und quengeln, eine Rummelplatzorgel tönt, der Blues schmiert. Vortrefflicher Krach. 3,0