Amon Düül II – Phallus Dei: Hin wegen Weißwurst-Äquator: Die beste Psychedelic kam aus München :: REPERTOIRE
Alles begann 1967 mit einer Münchener Kommune – elf Erwachsene und zwei Kinder -, und gemeinsam wollte man ein Multi-Media-Projekt durchziehen. Doch schon ein Jahr später brach das Kombinat Amon Düül auseinander. Die Polit-Fraktion namens Amon Düül I mit Percussionistin Uschi Obermaier verschrieb sich dem „Klassenkampf“ und veröffentlichte ein paar unverdauliche Alben, die Musiker-Fraktion um die Gitarristen Chris Karrer und John Weinzierl hielt dagegen, nannte sich trotzig Amon Düül II – und machte Musik.
1971 veröffentlichten A. D. II mit „Phallus Dei“ ihr Debütalbum und loteten mit improvisatorischem Geschick die Sphären zwischen den Planeten Pink Floyd und Velvet Underground aus. Prompt pries sie die „Süddeutsche“ als „eine Pop-Band…, die sogar ganz sicher besser, einfallsreicher und progressiver ist als diese Bands aus England und Amerika.“
Im Frühjahr 70 ließen die IIer Düüls mit dem Doppelalbum „Yeti'“ das psychedelische Feuerwerk so richtig leuchten und krachen. Eine solche Vielfalt von Ideen und vor allem Sounds hatte man bis dato aus deutschen Landen noch nicht vernommen: entrückte Geigenklänge, Gitarren-Duelle zwischen Liebreiz und Aggressivität und darüber Stimmen, die sich nur ein jenseitiger Wagner hätte ausmalen können. Die Leser des „Musik Express“ fanden dann „Yeti“ auch so gut, dass sie diese Platte zum „Album des Jahres“ kürten.
Knapp ein Jahr später erschien dann mit „Tanz der Lemminge“ ein weiteres Doppelalbum. Finanziell war man inzwischen am Arsch, denn ein Feuer hatte die rund 100 000 DM teure (und nicht versicherte) Anlage der Band in Schutt und Asche gelegt, und die diversen Umbesetzungen hatten das Klangspektrum auch leicht erratischer werden lassen. Dennoch warteten die Düüls auch hier wieder mit Grooves und Rhythmen auf, die man nur als spektakulär bezeichnen darf. Geadelt wurde der Sound überdies durch einen Neuzugang, den Elektronik-Tüftler Karl-Heinz Hausmann. Recht hatte übrigens der Mann vom „NME“, der da schrieb: „…das beste der Glanzlichter des deutschen Rock“. Ist es auch fast geblieben.