Ani DiFranco – Red Letter Year :: Wieder tolle, diesmal besser gelaunte Lieder der Eigenwilligen

Die Botschaft, die Ani Di-Franco mit ihrem neuen Album verkündet, ist die: Mir geht es blendend. So jedenfalls lesen sich die offiziellen Verlautbarungen, in denen unter anderem das neugeborene Kind als Grund für DiFrancos gute Laune genannt wird.

Es stimmt, dass die Lieder auf „Red Letter Year“ harmonischer und freundlicher wirken als beispielsweise die des widerborstigen letzten Werks, „Reprieve“. DiFranco ist hier vieles glorreich egal, was sonst zu wüsten Tiraden geführt hätte. Doch natürlich macht sie nicht einfach eine launige Platte. Seit vielen Jahren schon ist hier ein Niveau erreicht, auf dem selbst das größte Glück ein komplexes Gefühl ist, und noch die scheinbar simpelste Akkordfolge wird von DiFrancos eigenwilligen Harmoniegebilde zerstreut.

„Red Letter Year“ ist darüber hinaus von einem eigenartigen Klang geprägt. Ungewöhnlich gesetzte New-Orleans-Bläser verweisen auf DiFrancos Wahlheimat, obskure Keyboard-Flächen und Echo-Geräusche kreieren eine leicht unwirkliche Atmosphäre, die sich wie eine Decke über die nackten Lieder legt. Ein grundsätzlicher Unterschied zum letzten, dogmatisch reduzierten Werk!

So oder so, „Red Letter Year“ ist wiederum sehr gut. DiFranco entwickelt tolle, eher an Jazz als an Folk geschulte Lieder, erweitert die akustischen Bilder um urbane Farben und hat in ihren Rezitaten mehr Melodie als andere in der ganzen Tonleiter. Besonders schön sind „Way Tight“, das man in einem Update des „Real Book“ unterbringen könnte, und „Smiling Underneath“ — das wäre ein guter Albumtitel gewesen.

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