Ani DiFranco – Up Up Up Up Up Up :: Cooking Vinyl/Indigo
„I eat when I am hungry/ And I travel alone/ And just outside the glow of the house/ Is where I feel most at home“: Der Topos von der Freiheit der Autobahn hat wieder Konjunktur. Mit der Springsteen-Renaissance kehren die Motive der Prä-Slacker-Generation zurück. Allerdings nicht in Gestalt eines muskulösen Boss-Rockers, sondern als zierliches Songwriter-Persönchen Ani DiFranco. Die Königin der Hörsäle, die rastlose Schrebergarten-Revolutionärin mit der Lizenz für feministischen Punk-Folk.
Was die New Yorkerin macht, hat Gesicht. Keiner ihrer Augenaufschläge war je dem Kommerz gewidmet. Mit ihrer Utopie von der Millionärin durch den CD-Verkauf nach Live-Konzerten an Universitäten genießt sie eine Vorbildfunktion für die Indie-Szene. „Ich schreibe über das, was ich weiß“, hat sie einmal gesagt Ein Understatement, das sich außer ihr wohl nur Bob Dylan erlauben dürfte. Denn voller Eleganz pflanzt sie ihre Verse in die elegischen und letzlich doch düster-rockigen Arrangements.
Auf ihrem zwölften Album in neun Jahren hat sie Funk für den Folkrock entdeckt. Klirrende Westerngitarren klingen im Duett mit P-Funk-Orgeln und Wah-Wah-Effekten. Eine Kombination, als träfe sich G. Love zum Tete-a-tete mit Patti Smith. Und doch schafft Ani DiFranco Distanz zu ihren Einflüssen. Ihre Stimme hat die Identität einer zeitlosen Künstlerin. Nie verliert sie den Blick für die fangende Botschaft Sie ist gleichzeitig Furie und Grazie in ihrer typisch spielerischen Heftigkeit Und Songs mit eingängigen Melodien zu schreiben, fiel ihr noch nie schwer. Anders als die Front der Rock-Ladies (Sheryl Crow, Alanis Morissette) liefert sie glaubhaft Argumente, daß sie als Künstlerin respektiert sein will.
Das Gesicht unter den Zottelhaaren verborgen, gewährt sie auf dem Cover von „Up“ nur einen tiefen Blick in ihre behaarte Achselhöhle.