Anne Sofie von Otter Meets Elvis Costello – For The Stars

Unser Elvis. Seit Jahren fuhrt er unter den zehn besten Platten aller Zeiten immer eine von Anne Sofie von Otter und erwähnt die Opernsängerin bei jeder Gelegenheit. Er schickte Blumen und Glückwünsche. Dann schickte er Kassetten und Lieden Dann wurde endlich in Stockhohn aufgenommen. Elvis hatte bereits Elvis‘ Begleitmusiker, Paul McCartney, das Brodsky Quartet, Ute Lemper und schließlich Butt Bacharach erobert. Nun Anne: Sie kannte vor zehn Jahren „das bebrillte Gesicht und den Namen“. Sonst nichts. Jetzt kennt sie den Mann.

Wir aber kennen Elvis besser. Aus der frühen Schaffenswut ist Detailwahn geworden. Costello machte der Otter viele Vorschläge, doch immerhin blieben noch acht Kompositionen übrig, an denen er zumindest beteiligt war. Dazu zweimal Brian Wilson, zweimal Tom Waits und je einmal die Schwestern McGarrigle, Ron Sexsmith, Lennon/McCartneyundUlvaeus/Andersson. Benny Andersson, und das ist das Schönste an „For The Stars“, spielt sogar Akkordeon. Costello spielt, jawohl, „Baritone Guitar“. Steve Nieve, der alte Attractions-Klavierspieler, ist manchmal auch dabei. Den Rest besorgen Jazz-Schweden und das Fleshquartet an den Streichern. Deutsche Grammophon, Mannomann. Da freut sich Elvis.

Natürlich ist das bis aufs Äußerste gediegen und gedrechselt. Der Sopran der Otter verwandelt „Don’t Talk (Put Your Hand On My Shoulder)“, „For No One“ oder „This House Is Empty Now“ in betörende Kammermusik. Aber man muss nur vergleichen, wie Elvis sich in das Chanson JBroken Bicycles“ stürzt oder am Ende in „For The Stars“, um die Vergeblichkeit seiner Leidenschaft zu erkennen: Sofie von Otter ist ein teurer, aber kalter Fisch.

Unvergesslich, wie Tom Waits sein Liebeslied „Take ItWithMe“ röchelte, am Ende des Tages, am Ende der Kunst, in die Dämmerung von Coney Island hinausgesungen. Die blonde, sympathische, sehr schwedische Otter mag die schwierigsten Lieder bewältigen, sie mag an den größten Opernhäusern singen, sie mag mit den virtuosesten Musikern arbeiten – man wird immer das kaputte Klavier und den zerschossenen Waits vermissen, wenn er knarzt: „All that you’ve loved is all you own.“

Unser Elvis weiß auch, dass dies größer ist als Kunst. Er soll, verdammt noch mal, selbst singen. Und die Attractions spielen lassen.

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