Anni B Sweet :: Start Restart Undo
Die Lolita aus Malaga bezirzt mit einer charmanten Wundertüte.
Anni, sei süß? Schon beim Eröffnungssong „A Sarcastic Hello“ sollte der Zuhörer für sich ganz grundsätzliche Einschätzungen vornehmen. Etwa: Findet er das oft sehr mädchenhaft-kokette Zwitschern der 23-Jährigen aus Malaga entwaffnend-charmant? Oder fühlt er sich von Anni B Sweet und ihrem lolitahaften, womöglich manipulativen Flirten doch wie am Nasenring männlicher Fantasien durch die Arena gezogen? Das spezielle Vibrato – reizt es seine Nerven wie eine böse Wurzelbehandlung, oder ist es drollig und eigen und liebenswert?
Ich empfehle Kredit für die Songwriterin, er erweist sich im Verlauf der 13 Songs als ausreichend gedeckt. Annis akustische „Take On Me“-Version bezirzt wie „Somewhere Over The Rainbow“ von IZ. Kein Wunder, dass eine Fastfood-Kette die Nummer als Burger-Seller entdeckte. Und Anni ist kein One-Trick-Mädchen. Ihr Rummelplatz-Walzer „La La La“ klingt erwachsen, berührt mit brechender Kulisse aus Tamburin und Mandoline. Großes Theater ist die Ballade „Shiny Days“, vorgetragen zur Akustikgitarre und mit Distanz-Wechseln, die einem den Atem verschlagen. Mit jaulender Lap-Steel bittet die Spanierin im Countryfolk-Duett à la Chris & Carla „Let’s Have A Party“, ihr „Oh I Oh Oh I“ quietscht und zickt sie in der Art von Kate oder Tori.
Ein Album wie eine Wundertüte. Mit jedem Lied zackt eine niegelnagelneue Anni um die Ecke, immer gut gelaunt, provokativ, locker, selbstbewusst. Und sehr talentiert. Vielleicht wird Nasenring bald Mode. (Sony) Rüdiger Knopf
Beste Songs: „Shiny Days“, „Second Hand“