Aphex Twin – Drukqs

Aphex Twin wünscht sich, dass hier mindestens drei der 30 lächerlichen Songtitel zitiert werden, die der Zufallsgenerator für das 100-minütige Doppelalbum „Drukqs“ geliefert hat. Er will, dass die Geschichte verbreitet wird (was hiermit geschieht), er habe seinen MP3-Player im Flugzeug vergessen, und weil das Zeug eh bald im Internet stehen werde, gebe es nach fünf Jahren weitgehender Plattenpause nun einen rush release. Aphex Twin, der onanistische Techno-Architekt aus Cornwall, tut und sagt mit 30 Jahren immer noch das, was jämmerliche Festplatten-Austauscher aus dem Star-Wars-Fandub auch tun und sagen würden. Wie gerne würde man es ihm dafür mal tüchtig einschenken. Leider ist die Platte wieder so gut, dass das nicht geht.

Herz und Verstand werden den für Archive und DJ-Beutel produzierenden Digital-Technikern gern abgesprochen. Aphex Twin ist ein schlauer Melancholiker. Er hält sich schon deswegen schadlos, weil seine Musik die zwei offensichtlichsten Verwertungskreise vermeidet und verhöhnt: Tanzen und Chillen. Eine zerschossene 2Step-Parodie hat er auf diese Platte genommen, an anderen Stellen grüßen Kraftwerk und Old-School-Rhythmusgeräte wie Zombies aus dem Jenseits. Die typischen Adrenalinschübe des nutzwertorientierten Dancefloor würde er im Schlaf hinkriegen, hier ergeben sie sich über die lange Distanz der langen Platte. Schlafen muss er ohnehin nur wenig.

Eselsfürze, Todesschreie und Drillbohrer machen freilich auch dieses Mal große Teile unanhörbar. Und oft klingt Aphex Twins Techno-Vision rührend unzeitgemäß. Wie gesagt, ein Melancholiker.

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