Arab Strap – The Red Thread
Ein neues Arab Strap-Album ist immer ein kleines Ereignis. Ein stilles, besser gesagt. Unwirklich wie ein Geist, der sich seit Dekaden nicht mehr gezeigt hat. Wer immer es auch ist im Lo-Fi und Slow-Fi, Mogwai, Palace, Belle 8C Sebastian, wird profan, fallt in den Staub, wenn diese großen Geheimnisvollen wieder einmal auftauchen.
Was mit dem Selbstverständnis der Band zu tun haben muss. Dass seitjoy Division in Großbritannien niemand mehr ernsthaft depressive Musik gemacht hat, war Sänger Aidan Moffats lakonischer Kommentar zum 98er Strap-Album „Philophobia“. Tendenziell sicherlich nicht falsch, ist dieses Statement dennoch ein Understatement. Für Arab Strap darf s gern ein bisschen mehr sein.
Das depressive Moment in ihrer Musik steht nicht einfach bloß für sich – es bedeutet etwas. Es hat Licht und eine überraschende, immer leicht surreale Schönheit. Sie klingt so unpathetisch würdevoll wie ein Mann, der seinen Männerstolz abgelegt hat, um endlich vorbehaltlos um Liebe bitten zu können. Dass diese abstrakte, aber große Nähe, dieses Angerührtsein, musikalisch durch eine Art Totalverweigerung hergestellt wird, scheint ein Mysterium und soll es auch sein, denn das macht den Zauber von „The Red Thread“ aus. Nur wer sich für Augenblicke der dunklen, dreitagesbärtigen Anmut der Lieder entziehen kann, den lang ausatmenden Pausen, dem Warten auf den nächsten einzigen Gitarrenton, der angetrunkenen Eleganz, mit der Aidans narrativ-maulfauler Gesang sich mit der bittersüßen Boheme der Go-Betweens umgibt, entdeckt für Momente die profane Arbeit, die der Inspiration gefolgt ist. Klangliche Experimente zwischen Post-Rock und Mellotron sind prägnant, aber immer den Songs dienlich, die so viele Bezüge und Zitate denkbar machen, dass es schon keinen Sinn mehr macht, sie anders zu nennen als – Arab Strap.