Arctic Monkeys :: Favourite Worst Nightmare
Zweite Attacke der englischen Handstreich-Rocker.
Sie trommeln und drillbohren und fräsen noch ungestümer als auf ihrem Debüt-Album, bei dem „ungestüm“ beinahe ein Euphemismus war. Die Songs von Alex Turner wickeln sich um den wirbeligen Bass und das muskulöse Gitarrenspiel, es gibt keine Refrains, wenn auch Zeilen wiederholt werden, weshalb „favourite worst nightmare“ eine Phrase aus dem Song „D Is For Dangerous“ ist (und nicht der Titel des Stücks). Es braucht also länger, damit man die Songs im Ohr behält. Aber den Sound erkennt man sofort. Oft klingt das wie die frühen Instrumentals von Dick Dale; der Waschzettel schlägt sogar Ennio Morricone vor. Auf dieser Platte gibt es weniger blinde Flecken, weniger Raum zum Luftholen, weniger Pausen vor der nächsten Attacke. Vielleicht ist kein Song so unwiderstehlich und nonchalant wie „When The Sun Goes Down“ – aber auch „Fluorescent Adolescent“ kribbelt und hüpft, Stop-and-go und volle Kraft voraus. Turner reimt „See you later innovator“ und „She’ll be saying use me, show me the jacuzzi“ und „that bloody mary’s lacking her tabasco“, und „The Only Ones Who Know“ ist eine verhallte Ballade mit verschlurftem Gitarren-Twang: „And I hope you’re holding hands by New Years Eve.“ Wäre früher ein Elvis-Costello-Stück gewesen. Sie haben auch Herz.
Paradox gesprochen: Die Arctic Monkeys, die eine Million Platten verkauft haben, sind nicht leicht zu lieben — doch sie sind die einzige brillante Band unter vielen mittelmäßigen. Zuletzt klangen die Libertines so brutal wie eine verdammte Brandschatzung, wie ein Sturm auf die Barrikaden, wie Dramarama, Jugend und Irrsinn, eben: wie Rock’n’Roll. Do the bad thing!