Aretha Franklin :: So Damn Happy

Heim-, Küchen- und Kirchensongs und nicht gerade spannender Soul

Nein, kein ehrlicher Mensch der Welt hat hierauf gewartet Manche erschrecken sogar, deshalb muss man zur Beruhigung gleich sagen, dass Aretha, die 61-jährige Aretha, auf ihrer neuen Platte so altmodisch klingt wie lange nicht. Altmodischer als auf Jl Rose b Still A Rose“ von vor fünf Jahren, wo Lauryn Hill und Puff Daddy irgendwas gemacht haben. „So Damn Happy“ sind Heim-, Küchen- und Kirchensongs, Adult-Soul, der ab 18 ist, weil Jüngere sich zu Tode langweilen. Das muss nicht schlecht sein.

Einiges an dieser Platte ist sogar lustig: Erstens hat man für Aretha Franklin acht der zurzeit unhipsten Black-Music-Produzenten gebucht – nur mit Kompositionspartnerin Mary J. Büge kann man werben, und mit Butt Bacharach, der „Falling Out Of Lovc“ mitgeschrieben und produziert hat. Eine unfassbar tranäugige Diven-Ballade, ein Musical- oder Olympische-Spiele-Finale, das aber (zweitens) vom Schlagzeuger schnaubend eingezählt wird. Drittens: Aretha Franklin bricht beim Seat-Gesang am Ende von „No Matter What“ (guter, trockener Funk-Pop) rasselnd in ein Big-Mama-Lachen aus und ruft: „Stop this!“ Es hört auf, es gehorcht ihr.

Die Qualitätsschwankungen, die es von Anfang an in ihrem Repertoire gab, verantwortet Aretha Franklin zum Großteil selbst, nicht die Mogule. In den 80er Jahren war sie für jeden Spaß zu haben, mit den „Blues Brothers“, Eurythmics, George Michael und Elton John, jetzt singt sie halt für Leute ihres Alters. „Takin“ care for home and family/ Is sometimes hard on your sanity“, da hat sie Recht, da nicken viele Radiohörer. Dieser gottesfürchtige, blendend gelaunte, nicht zu schnelle 70er-Style-Soul-Schmalz ist großartig gesungen und gejodelt. Erst wenn Aretha Franklin verstummt, wird es echt dunkel.

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