Arthur Alexander – Lonley Just Like Me: The Final Chapter
Eine willkommene Erinnerung an den glücklosen Songschmied Von gebrochenen Herzen verstand er nicht nur sehr viel, über Menschen mit eben solchen konnte er auch Lieder schreiben, derentwegen ihn ungleich erfolgreichere Kollegen grenzenlos bewunderten. Viel Aufhebens wird gern in seinem Fall ob der Tatsache gemacht, dass er der einzige Songschreiber ist, von dessen Kompositionen Beatles und Rolling Stones und Bob Dylan Cover-Versionen aufnahmen. Aber auch die ernährten auf Dauer den Mann nicht, obwohl die Aufnahmen besagter Bands und Stars zu keiner Zeit aus dem Katalog gestrichenwurden. Den Unterhalt verdiente er sich in seinen letzten Lebensjahren als Busfahrer in Cleveland. Ku rz nach seinem Tod – er starb gerade mal 53 an einem Herzinfarkt – konnte das Ehepaar Tiven für das Tribute-Album „Adios Amigo“auf seinem Razor 6? Tie-Label prominente Bewunderer (Mark Knopfler, Roger McGuinn, John Prine) gewinnen.
Als der für die „American Explorer“-Projekte von Elektra Records zuständige Produzent Ben Vaughan Alexander 1992 breitschlagen konnte, doch noch einmal ein Album aufzunehmen, war das wohl auch als ein Akt von Rehabilitation und später Wiedergutmachung gedacht. Einen verbitterten älteren Herrn konnte man da natürlich unmöglich auf dem Cover präsentieren. Selten bildete ein Foto auf einer Plattenhülle einen so totalen Kontrast zu dem, was dort an Songs geboten wurde. Denn das waren weithin Neuaufnahmen von Liedern, die Kollegen wie John Hiatt zu so viel Lob inspiriert hatten. Wohlgemerkt nicht nur wegen der Lieder, sondern auch ob der Art, in der Arthur Alexander die so gefühlvoll rüberzubringen verstand, begleitet von alten Kumpels wie Spooner Oldham und Reggie Young.
Dass die Nashville-Sessions überhaupt zustande kamen, war eher dem Zufall geschuldet. Ein A&R-Mann bei Elektra hatte offenbar mitbekommen, dass das bei einem Auftritt im Bottom Line in New York am 5. September 1991 tatsächlich „der“ legendäre Arthur Alexander war, den er da auf der Bühne zum ersten Mal in seinem Leben sah. Der erklärte daraufhin Produzent Vaughn. er müsse den Sänger unbedingt dazu überreden, den Bus-Job für eine Weile aufzugeben und mit alten Freunden in Nashville endlich wieder eine Platte zu machen. Der war zu jeder Schandtat bereit. Nur die Mörderballade „Rainbow Road“ von Donnie Fritts und Dan Penn, 1972 für die Warner-LP aufgenommen, wollte er auf gar keinen Fall auf der neuen Platte veröffentlicht sehen. Die habe ihm, war er überzeugt, nur Unglück gebracht. In Wirklichkeit hatte er dies Unglück wohl selbst heraufbeschworen, als er sich für welches Linsengericht auch immer die Rechte an seinen Songs hatte abschwatzen lassen. Die Promotion fürseingeplantes Comeback ließ sich auch ganz hoffnungsvoll an. Aber an dem Tag, an dem er endlich die Rechte vom Verlag wieder zugestanden bekommen sollte, warf ihn der Infarkt aufs Kranken- und Totenbett.
Vaughan erzählt das sehr anschaulich in seinen Liner Notes zu dieser Neuausgabe. Die kommt mit fabelhaften Zugaben: einem kurzen Mitschnitt aus dem Bottom Line, bei dem er „Anna (Go To Hirn)“ singt. Vier Demos, aufgenommen in einem Hotelzimmer (Amateurqualität) und einem professionellen Mitschnitt, für einen Sender in Washington aufgezeichnet.