Avril Lavigne :: Goodbye Lullaby

Neue Jugendzimmerparolen

der zahmen Widerspenstigen

Als Avril Lavigne das erste Mal die Punkrockgöre mimte, war sie 17 – und fast wären wir damals auf ihre Ihr-könnt-mich-alle-mal-Posen reingefallen. Inzwischen ist sie 26, frisch geschieden und hat neben dem Rabauken-Image noch Mode und Duftsets im Angebot. Mit einem Werbetrailer für ihr Parfüm „Black Star“ beginnt dann auch das Album „Goodbye Lullaby“.

Weil die Kanadierin ihre Rolle als Schlachthymnen-Dichterin der Teenagerrevolte so überzeugend spielt (30 Millionen verkaufte Alben), versucht sich Lavigne aber nebenher weiterhin als Riot-Grrrl-Lolita. „You know that I’m a crazy bitch/ I do what I want when I feel like it“, behauptet sie atemlos zur funky Gitarre in „Smile“, spielt in „What The Hell“ das böse Mädchen, prahlt zwischen Euro-Disco-Beat und Orgeltwist: „I can’t stop cause I’m having too much fun!“

Avril Lavigne, die nun auch den Autotune-Effekt entdeckt hat, singt Lieder voller Ausrufezeichen, glaubt Schmonzetten dadurch wild und gefährlich klingen lassen zu können, indem sie sie mit Schimpfwörtern schmückt. Nur selten geht es wie in „Smile“ auch musikalisch zur Sache. Meistens tobt sich Lavigne in verschwommenen Midtempo-Popstücken oder im Balladenfach aus, will Suzi Quatro sein, ist aber doch eher Bonnie Tyler. In der ambitionierten Rockoperette „Alice“ plant sie zwar die Flucht aus dem Jugendzimmer, verschwindet aber prompt im Kaninchenloch. (Sony) Gunther Reinhardt

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