Azealia Banks :: London, Heaven

Später, in der Garderobe merkt man erst, wie souverän diese Frau sein kann: Während Andy Bell an der Bar einigen Damen Wodka nachschenkt und ansonsten alle hektisch telefonieren, entbietet die tatsächlich erst 20-jährige, sehr hübsche Rapperin die Hand zu einem strikt geschäftsmäßigen Gruß. Azealia Banks aus Harlem schimmernde Extensions, eins dieser billig wirkenden Asia-Kleider wirkt ihrer Jugend zum Trotz fast ein bisschen zu abgeklärt.

Das war vorher noch anders: Während ihres gerade einmal 30-minütigen Auftritts bestätigte sie die alte HipHop-Regel, dass die Nummer mit MC und DJ auf der Bühne nur selten funktioniert. Azealia Banks kann rappen wie der Teufel, aber es fehlen noch die entscheidenden Feinheiten und Nuancen. Sie rattert ihre rhymes raus wie Maschinengewehrsalven, wütet gegen schwarze Männer, die mit weißen Frauen anbandeln und sexuelle Inkompetenz, gibt sich tough, wirkt dabei aber pubertär und angespannt. Dazu ertönt nicht selten scheppernder Euro-Trash, wie bei „Liquorice“.

Bereits im vorigen Jahr hatte Banks den HipHop-Diskurs beherrscht, inzwischen hat sie einen großen Plattenvertrag in der Tasche, das Debüt erscheint im Herbst. Spätestens seit dem Interpol-Cover „Slow Hands“ gilt sie zudem als eine für alle. Ein Anspruch, den sie in London mit gesungenen A-cappella-Einlagen unterstreicht, von denen die Amy-Winehouse-Referenz „Valerie“ ein bisschen arg abgeschmackt wirkt. Der Rahmen ist jetzt schon für die große Pop-Bühne konzipiert: am Einlass wird pinkfarbene Zuckerwatte gereicht, am Ende fliegen Luftballons von der Decke.

Ihr Signature-Song „212“ sowie „L8R“ zeigen dann, was aus dieser Frau einmal werden könnte. Danach könnte es richtig losgehen, aber binnen Sekunden geht das Saallicht an. Erstaunlicherweise beschwert sich kaum einer.

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