Bad Religion
The Gray Race
Dra (Sony Music)
Die Musik von Bad Religion hat Erfolg bei den Massen, läuft bei MTV, steht ganz oben in den Hitparaden. Nur leider unter dem Namen Green Day. Wieder so eine typische Neunziger-Jahre-Geschichte: Die einen prägen einen Sound und werden darüber alt, die anderen sind jung und verkaufen ihn. Siehe Hüsker Dü/Nirvana oder auch Mudhoney/Pearl Jam. Von all den Millionen halbwüchsigen Green Day-Käufern werden die wenigsten die Musik von Bad Religion kennen, den meisten würde sie vermutlich noch nicht einmal gefallen.
Dabei ist diese Band der Inbegriff des melodiösen Punk-Rock, des Beatles-on-Speed-Sound. Sie haben ihn geprägt, er ist ihr Markenzeichen, und sie sind darüber nicht gerade experimentierfreudiger geworden. Über eine neue Bad Religion-Platte zu sprechen, ist ein bißchen so, als sollte man den Unterschied von Twix und Raider beschreiben: Sicher, sie heißt anders als das letzte Album, vielleicht ist auch irgend etwas anders an ihr – aber eigentlich ist es, nun ja, eben eine Bad Religion-Platte! Ein Bad Religion-Song ist selten länger als drei Minuten, wird in der Regel von einem robusten Pogo-Offbeat getrieben und enthält einen Mitgröhl-Refrain. Generationen von Punks haben sich über all die Jahre in Kleinst-Clubs und viel zu enge Jugendzentren gequetscht, um sich neben einem soliden Pogo auch noch an hübschen Melodien zu erfreuen.
Natürlich ist diese fast schon preußische Verläßlichkeit eigentlich nicht Punk-gemäß, zumindest wenn man Punk als Ereignis, als dadaistischen Kulturschock begreift. Aber Punk-Rock hat eben auch als Stil überlebt. Bad Religion sind in Ehren erstarrt und kommentieren ihren eigenen Status ironisch: „This is just a Punk-Rock-Song.“ Heißt das „It’s only Rock’n’Roll“? Und was ist es denn anderes? Vielleicht sollte man erwähnen, daß die Kondition der Gruppe gut ist und sie sich vor der Enkelgeneration nicht versteckten muß.
Aber man könnte es auch in einem einzigen Satz zusammenfassen: Es gibt eine neue Platte von Bad Religion.