Band Of Horses – Cease To Begin
Ein verwitterter Steg hinaus aufs Meer. Ein Reiher, der majestätisch seine Schwingen spreizt. Ein Fisch, der für Sekunden dem Wasser entfliegt. Band Of Horses lassen Fotos sprechen als Booklet(-Ersatz) ihres zweiten Albums. Fotos aus Mount Pleasant, South Carolina, wo die zum klassischen Gitarren-Trio geschrumpfte Formation um Sänger und Songschreiber Ben Bridwell neuerdings wieder zu Hause ist, nah der Familie, der bis hin zu Nichten und Cousins als Inspirationsquelle gedankt wird. Auf dem Weg herüber von Seattle ging freilich der alte Kompagnon Mat Brooke verloren, der sich nun lieber eigenen Projekten wie Grand Archives widmet. Sonst hat Bridwell heimwärts nichts eingebüßt. Nicht die Chuzpe, zwischendurch in „The General Specific“ auch mal ein bisschen auf Brian Wilson zu machen. Nicht eine dieser hohen Stimmen, die so suggestiv über der Musik schweben und flattern. Vor allem nicht sein Gespür für ergreifend elegische Melodien, die hier oft schon ziemlich offen auf dem Präsentierteller liegen und einen dann doch immer wieder kriegen, die großen Gefühle beschwörend („No One’s Gonna Love You“) oder die kleine Lust am Leben- in „Ode To LCR“, wo es Bridwell am Ende in einem der schönsten Momente ganz einfach bei „la-di-da“ belässt.
„Cease To Begin“: Abschied, Neustart, Liebe, Tod. Hochzeit! Der „Marry Song“, in Zeitlupe hingetupft, und sein hochfliegendes Pendant „Cigarettes, Wedding Bands“ bündeln noch einmal die Gefühlslage eines zurückgekehrten Sohns. Doch ein bisschen Seattle ist auch im Süden geblieben, und sei es nur, dass Bridwell den bezauberndsten Song „Detlef Schrempf“ betitelt hat, nach dem deutschen Basketballer, der seine große NBA-Zeit als Det The Threat bei den Super Sonics hatte. Am Schluss hat Ben Bridwell den Blues des fools. „When it’s time to get in trouble, we know just what do“, singt er gelassen, bevor ein Banjo den Weg ins Ungewisse hinausstolpert, das ja selbst im Vertrauten lauert, da draußen in Mount Pleasant.