Barb Wire von David Hogan
The girl from Cyberspace. Pamela Anderson ist das Pendant zum virtuellen Mädchen, das japanische Informatiker aus den Daten kompatibler Sehnsüchte im Computer schufen. Pamelas wallendes platinblondes Haar wuchs aus dem Meerschaum in der Balz- und Bade-Serie „Baywatch“. Ihren Busen formte nicht Gott, sondern ein Halbgott in Weiß. Dir Image stylte das Herrenmagazin „Playboy“. Seit Pamela beschlossen hat, Pamela zu werden, verheißt sie: Du kannst alles von mir haben – und noch viel mehr. Sie ist kein Klischee mehr, da sie längst alle Klischees katalysiert. Wer sie berühren will, müßte durch sie hindurchgreifen. Darum spielt sie nicht in einem bösen sex-and-crime-Streifen. Als Barb Wire, eine Barbesitzerin und Barbarella im diktatorischen Amerika, flirtet und flaniert, schießt und schlägt sie in einem Action-Comic-Remake von „Casablanca“. Die Apokalypse ist eine Party, gefeiert wird in Leder und Latex mit Rockern und Motorrädern zwischen Ruinen und Luxusdesign. Als Barbs Ex-Geliebter mit einer Widerstandskämpferin auftaucht, verhilft sie ihnen zur Flucht, und Barkeeper Udo Kier singt „Lilli Marken“. Infantile Ironie in einem plumpen Plagiat für die Kinderstube. Pamela aber ist das beste Girl, das Bond nie hatte. „Don’t call me babe“, faucht sie lasziv. The guys are looking at you, kid.