Belle And Sebastian – If You’re Feeling Sinister :: Jeepster/Virgin

Auf der Bühne sehen Belle And Sebastian aus wie die Peanuts bei einer Orchesterprobe. Ein Haufen sehr junger Menschen turnt zwischen Piano, Glockenspiel und den Notenständern für die Streicher umher, und ganz vorne am Bühnenrand steht traurig und unbeholfen ein Junge mit viel zu großem Kopf. Wenn er spricht oder singt, was bei seinem ganz und gar schwerelosen Duktus oft aufs selbe hinausläuft, tun sich Abgründe auf.

„If You’re Feeling Sinister“ haben Belle And Sebastian ihr neues Album betitelt, es handelt von Zweifel und Verzweiflung, Versuchung und Erlösung, von großen Themen also durch die Bank. Eine Nähe zu Nick Drake ist nicht von der Hand zu weisen, schon weil hier um den nachtschwarzen Kern alles so sonnig und sinnfällig zurechtarrangiert ist, aber im Grunde führen die Schotten nur weiter, was die verehrten Feit in den achtziger Jahren praktiziert haben: Poesie gilt hier als Geschäft mit zwischenmenschlichen Grausamkeiten.

Weshalb die Musik des vielköpfigen Ensembles noch in ihren poetischsten Momenten so nüchtern klingt – oder auch schrecklich witzig im Wortsinne. „We lay on the bed there/ Kissing just for practice/ Could we please be objective“ heißt es in „Seeing Other People“, das Piano plätschert dazu sanft. Und während ganz am Ende, mit „Judy And The Dream Of Horses“, das Porträt eines wilden Teen-Rebellen gezeichnet wird, die nicht nur verdammt gut küssen kann, sondern auch in vielen anderen aufregenden Disziplinen beschlagen ist, ertönt auf einmal mild eine Blockflöte.

Dann ist da noch die gebeutelte Heldin aus dem Titelsong „If You’re Feeling Sinister“, die in Zweifel und Dunkelheit dahinvegetiert: „Hilary went to the Catholic Church because she wanted information/ The vicar, or whatever, took her to one side and gave her confirmation.“ Belle And Sebastian und ihre Helden – das ist zuweilen ein sehr zärtliches Verhältnis. Meist aber eine sehr brutale Angelegenheit.

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