Belly – King

Früher waren sie eine große glückliche Familie. Zunächst als Breeders, dann als Throwing Muses, und dann entdeckte die kleine Schwester von Kristin Hersh, daß es toll ist, ein Popstar zu sein und zwar mit eigener Band Belly.

Tanya Donelly liebt kurze Begriffe. Kein Wunder also, daß auch das zweite Belly-Album auf den ersten Blick einsilbig erscheint. Nach dem hochgepriesenen Debüt „Star“ nun knapp zwei Jahre später „King“. Die Arbeit von Produzent Glyn Jones im Compass-Studio auf den Bahamas ist von dessen Studio-Vergangenheit geprägt: hier ein Häppchen Beades („Dear Prudence“ in „Silverfish“), da ein kleiner Stones-Gitarren-Twang („Seal My Fate“), und dazu noch ein Hauch R&B im halbreligiösen „Judas My Heart“. Dennoch meint Meister Jones nach Abschluß der bewußt Hippie-naiv angelegten Aufnahmen, jetzt könnten sie eigentlich alles allein. Es fragt sich, ob die Arbeit des Quartetts Donelly-Greenwood-Gebrüder Gorman sich dann blutvoller und bissiger anhörte.

Das genau nämlich fehlt dem Nachfolge-Werk: Druck, Kraft und die ursprünglich so reizvolle Erotik zwischen Noten und Reimen. Hier klingt alles leider wie im Teekesselchen zusammengebraut, und der Deckel bleibt drauf. Da kocht nichts über. Selbst die genaue Geschmacksrichtung läßt sich nicht erkennen. Alles ein bißchen von allen, von Blondie über Siouxsie bis zu den frühen Go-Go’s, und auch die frühen Belly, natürlich. Leider ein etwas dünner Tee, der uns da aus Boston serviert wird.

Tanya Donelly sollte vielleicht den ganzen Girlie-Pop-Quatsch vergessen und sich wieder daran erinnern, worum es ihrer Schwester Kristin Hersh heute noch geht: um klasse Musik. Im Konzert wird das zum Glück hörbar sein.

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