Ben Harper With The Blind Boys Of Alabama :: There Will Be A Light

Der Weltverbesserer und die Gospel-Gruppe: eine schlüssige Verbindung

Er durfte für R.E.M. eröffnen, für Radiohead, Metallica, Pearl Jam und die Fugees. Acts, die persönliche Favoriten gern mit ihrem großen Publikum teilen. Ben Harpers eigener Name hat seit „Welcome To The Cruel World (1994), hippieeske Verbeugung vor den alten Countryfolk-Songwritern, einen guten Klang. Für Kultstatus hat’s gereicht. Für die Arenen als Headliner nicht Weil Harper den Hauptstrom ignoriert. Nicht den Rockhelden markiert. Von Politik, Spiritualität und ökologischer Verantwortung singt, während sich Stars der Charts im gesinnungslosen Hedonismus räkeln, Verbindlichkeit statt Beliebigkeit. Monochrom blieb der heute 34-Jährige mit afroamerikanischen, indianischen und litauisch-jüdischen Wurzeln dabei nie. Funky ist er wie Kravitz, archaisch der Rock’n’Roll. Sein leidenschaftlicher Blues ufert am Mississippi, das 2003er-Album „Diamonds On The Inside“ verbeugte sich auch vor Marley.

Beständig war bei Harper dagegen zweierlei. Die Weissenborn auf den Knien, geliebtes Familienerbstück. Eine Gitarre aus Hawaii mit, der Resonanz wegen, hohlem Square-Neck. „Jedes Mal, wenn ich sie in die Hand nehme, erzählt sie mir eine neue Geschichte, singt mir ein neues Lied vor“, schwärmt er. Und dann diese sanfte Prediger-Attitüde, dieses in christlicher Tradition fußende Weltverbesserliche. Das Album mit den Blind Boys Of Alabama, sein siebtes, war da eine schlüssige Fortentwicklung.

Die 1939 im „Alabama Institute for the Negro Blind“ gegründete Formation, mit drei Gründungsmitgliedern plus vier Neuzugängen aktiv, sammelte seit 2001 drei Grammys und gilt als beste Gruppe des Harmony-Gospel. Magisch sind Studio-Sessions, so lange es Presse-Infos gibt. Diese – acht Tage haben sie gedauert – mögen es wirklich gewesen sein. Gäbe es da nicht diese Aufnahmen, grübelt Harper, könnte er wohl selber gar nicht mehr genau sagen, was da eigentlich passiert ist. Als Europäer, der sich in den „Sister Act“-Filmen wie ein Alien fühlte, mag man diesem Genre grundsätzliche Skepsis entgegen bringen. Aber authentisch klingen sie schon, diese fulminanten tiefen und hohen Töne, kunstvoll verwoben, die das Septett seinem Adepten entgegenstellt. Und der croont, mit rauem Soul statt antiseptischer Vokal-Equilibristik, berührt mit sonoren Südes, jaulender Hammond B3 und warmem Röhren-Sound jenen Bereich, in dem sich Robert Johnson und Little Richard, Taj Mahal und Procol Hamm, Hank Williams und Ben E. King die Hand geben.

Textlich ist viel Lobpreiset-den-Herrn, Nimm-meine-Hand und Da-wird-ein-Licht-sein unterwegs. Immerhin, Brüder und Schwestern, macht Whoopi Goldberg nicht mit. Man muss dankbar sein.

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