Ben Kweller :: Go Fly A Kite
Süßer Powerpop, der weiter munter alle Trends ignoriert
Nein, Ben Kweller wird im Laufe seiner Karriere wohl kein Synthiepop-Album mehr veröffentlichen. Auch mit einer Platte, die ihn mit schlurfenden Beats experimentieren lässt, ist nicht zu rechnen. Zum Glück, sonst wäre er Ben Lee. Anders aber als sein Freund, mit dem er einst, verstärkt durch Ben Folds, als The Bens musizierte, vergeudet Kweller sein Talent nicht mit stilistischem Umherirren, sondern bringt seit Jahren gute bis grandiose Poprock-Alben heraus, die bei Menschen mit Vorliebe für Big Star, The Knack oder die Raspberries für Verzückung sorgen.
Kwellers fünftes Album eröffnet gleich ziemlich packend mit dem saftig-simplen „Mean To Me“ – ein Stück, das vermutlich strikt mit senkrecht gen Lichtanlage zu reckender Gibson-Gitarre zu spielen ist! „Out The Door“ – der beste Song hier – kombiniert eine Dylan-Strophe mit einem Beatles-Refrain, das nachfolgende niedliche „Jealous Girl“ wiederum tönt, als spielte der Jackson Browne der „Somebody’s Baby“-Phase mit Journey zusammen, bei „Gossip“ ist Kweller dann John Lennon.
Ben Kwellers Musik vorzuwerfen, sie variiere lediglich altbekannte Ideen, wäre in etwa so, als beschwerte man sich beim Italiener darüber, dass die Spaghetti Puttanesca ja schon wieder Kapern und Sardellen enthalten. Powerpop war von vornherein eine Musik der Rückschau, des Regelwerks, der Verfeinerung. Stets ging es darum, in einem unraffinierten Kontext möglichst viel Raffinesse walten zu lassen. Das machen Kweller und seine muntere Band hier mal wieder recht famos. Die Gesänge sind süß, die Gitarren achteln munter vor sich hin, Klaviere klimpern in Nicky-Hopkins-Manier. Ach, und außerdem sagt Kweller selbst auch gar nicht „Powerpop“. Kweller sagt „Sugar Metal“. (Rough Trade) Eric Pfeil
Beste Songs: „Out The Door“, „Jealous Girl“