Ben Lee – Breathing Tornadoes

Wie der spät erkannte Meister V V stellt der zuletzt von Ron Sexsmith so traumhaft besungene „Child Star“ eine feste Pop-Größe. Ben Lee, vor fünf Jahren mit Schulfreunden aus Sydney als Noise Addict erstmals aktenkundig geworden, ist eine Art Shirley Temple des Alternativ-Betriebs. Schon mit 13 (oder so) schrieb er Evan Dando eine Hymne ( „I Wish I Was Hirn“), die sowohl Thurston Moore (Sonic Youth) als auch Mike D. (Beastie Boys) so gut gefiel, daß sie dem australischen Hänfling die Tür zur internationalen Karriere mit Produzent Brad Wood (Liz Phair etc.) aufstießen. Nach dem Akustik-Exkurs „Somediing Tb Remember Me By“ nimmt Lee unter der Regie des neuen Reglerchefs Ed Buller (Suede etc.) mit „Breathing Tornados“ die Fährte des Albums „Grandpaw Would“ wieder auf, mit gebremstem Tenor allerdings und an der Schnittstelle von Song und Sound – so wie es sich eben gehört für einen Songwriter dieser Tage, der abseits abgestandener Authentizitätsformeln bestehen wilL Dabei verfährt das Ex-Wunderkind freilich nie so radikal, entschlossen, visionär wie ein Beck, bleibt stets konventionelleren Strukturen verhaftet. So leben die zwölf neuen Arbeitsproben eher vom wärmenden Low Budget-Charme schrulliger Keyboard-Einlagen, von differenzierter Arrangementarbeit, von ein paar überdurchschnittlichen Melodien. Doch Form und Inhalt finden nicht durchweg so gut zusammen wie beim sanft-brechenden „Sleepwalking“, beim zeidupenhaften „Finger In The Moon“, beim wohldosiert krachigen „Ship My Body Home“. Boshafte Menschen könnten einige Durchhänger glatt auf den schmissigsten Refrain bringen, den Ben Lee gemeinsam mit Petra Hayden (diät dog) erdacht hat: „A lot goes on, and nodiing happens.“

Was meint der Künstler? „It’s a sexy record. It sounds like Lou Reed buying drinks for Marvin Gaye.“ Was meinen wir? Frühe Meisterschaft und Hybris müssen doch Zwillinge sein. 3,0

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