Ben Lee – Ripe :: Der Multiinstrumentalist hat jetzt den ganz großen Pop im Visier

Ben Lee ist der größte australische Songwriter aller Zeiten!“ Sätze wie diesen legten heimische Schreiber dem 16-Jährigen hinterrücks auf die Schultern, als er mit „Grandpaw Would“ solo debütierte, 1995 war das. Thurston Moore und Mike D hatten ihn protegiert und gesignt, Stars wie Liz Phair und Kylie Minogue stellten sich zu ihm ans Mikro, Jon-Spencer-Drummer Russell Simins erklärte ihn nach einer wilden Show schlicht zur „Zukunft des Rock’n’Roll“. Das sind Bürden. Und zur Jahrtausendwende lief auch manches gegen Ben. Wunderkind-Bonus passe, in den Tabloids war er der ulkige Typ an der Seite von Filmstar Ciaire Danes. Und die eigene Karriere? In die Klammer gerutscht, hinter die Altersangabe. Klischee gerecht wurde das Trennungswerk „Awake Is The New Sleep“ dann 2005 zur allseits bejubelten Rückkehr zur Form. Doppel-Platin zu Hause, internationaler Chart-Erfolg, und „Catch My Disease“ lief im Fernsehen zum TV-Drama und zur Computerwerbung.

Mit dem sechsten Album hat der Indie-Veteran von knapp 30 nun den ganz großen Pop im Visier. Und er und Produzent John Alagia schrecken vor keinem Fettmacherzurück. Boiler-Bässe, Donner-Drums und tönende Gitarren überall, und manchmal ein paar Heartbreakers-Keyboards von Benmont Tench. „Love Me Like The World is Ending“ ist so kolossaler Pop, wie der Titel suggeriert, „American Television“ ein Kracher mit „gimme sex, gitnme passion“, „Sex Without Love“ (mit Benji Madden) stampfender Def Leppard-Riffrock, „Birds And Bees“ eine drollige „Grease“-Referenz mit Mandy Moore als Olivia Newton-John: „You are so beautiful, you make me wanna scream“. Uuuh, aber doch keine Angst vor so viel Oberfläche: Multiinstrumentalist Lee hat nämlich viel harmonisches Talent, und seine jungenhaften Vocals verbinden äußerst charmant die Klänge von Tom Petty, Grant McLennan und Freedy Johnston.

Wer denn unbedingt muss, mag diese augenzwinkernden Töne sicher als Altherren-Dudeln kritisieren. Wer will, darf aber auch auf Bens unüberhörbare Lust an substanziellem Sound und zeitloser Liedkunst hinweisen. Ja.

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