Bert Jansch – Edge Of A Dream: Beschauliche Songs mit vielen handverlesenen Kollegen :: SANCTUARY

Wie viele trockene Alkoholiker arbeitet Bert Jansch mit besonderer Sorgfalt, seit er abstinent lebt. Penibel gar, hochkonzentriert Was bei einem Musiker seiner technischen Fähigkeiten nicht selten dazu fährt, dass die Form Priorität genießt und sich alles weitere schon findet. Entsprechend beschaulich, ja betulich klingt „Edge Of A Dream“ über weite Strecken. Jansch spielt fast unterkühlt, die Arrangements glänzen matt. Das korrespondiert mit der kleinen Schar handverlesener Kollegen, die der Platte ihren blassen Stempel aufdrücken dürfen.

Da wäre zunächst Hope Sandoval, die Alabaster-Schönheit mit Slow-Motion-Stimmbändern. „All This Remains“ hat sie gemeinsam mit Jansch geschrieben, ein eiskalter Hauch von einem Song über Gräber, Gebeine und Geister. Dann wären da die Gitarristen Bernard Butler und Johnny Hodge, beide kompetent. Ferner der halbtaube Fairport-Fiddler Dave Swarbrick, mit dem Jansch das Instrumental „Gypsy Dave“ eher zart und lyrisch interpretiert. Schließlich der alte Folk-Kämpe Ralph McTell, dessen Harmonika „Bright Sunny Morning“ in fahles Licht taucht, Jansens seltsam distanzierte Betrachtung von „twenty minutes that changed history“. Richtig, die Rede ist vom 11. September.

Typisch ambivalent fällt auch Janschs Version von „The Quiet Joys Of Brotherhood“ aus, jener irischen Weise, die vom notorischen Melodie-Räuber Richard Farina einst für sein Poem, sagen wir: adaptiert wurde. Bert Jansch zupft das alte Lied mit Bedacht, zum Singen darf die Verwandtschaft ran. Bloß: Eine begnadete Sängerin ist Loren Jansch mitnichten, ihr Vortrag ist so sympadiisch wie unstet. Man vergleiche dazu Mimi Farinas pastorale Fassung auf deren 85er LP „Solo“. Oder, was freilich unfair ist, Sandy Dennys unerreichbar seelenvolle Aneignung, zu finden auf ihrem stupenden Album „Sandy“ (fünf Sterne, Kids).

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