Bert Jansch – The Black Swan

Die nächste Generation macht ihre Aufwartung beim großen alten Folk-Blues-Maestro – angeführt von Beth Orton und Devendra Banhart, dessen Schlagwerker Otto Hauser und nicht zuletzt von Noah Georgeson (Banhart, Joanna Newsom), der „The Black Swan“ schön transparent, aber nie steril produzierte. Da glaubt Bert Jansch doch glatt und halbwegs ironisch, „and there’s still a lot of me on there!“ versichern zu müssen.

Wäre nicht nötig gewesen. Gibt ja sogar Jansch pur hier, wenn er den „High Days“ nachspürt und der Erinnerung an diese Lady aus Baltimore und die Songs, die nicht fertig geschrieben wurden. „It didn’t matter then, I guess it doesn’t matter now“, singt er, nicht ganz so abgeklärt, wie er vielleicht klingen möchte. „Hey Pretty Girl“ beschwört Rock’n’Roll-(Alb-) Träume und gibt die vielleicht unmittelbarste Kostprobe seines genuinen Akustik-Gitarren-Spiels, das so viel Freiheit suggeriert und doch immer wieder seine Form findet.

Sonst rückt Jansch auch nicht gleich in die zweite Reihe, sucht sich vielmehr verschiedenste Resonanzböden. Im fast sechsminütigen, dunkel schimmernden Titelsong kommt ihm das Cello von Helena Espvall (Espers) zunächst nur entgegen, um dann immer stärker an Kontur zu gewinnen. In „A Woman Like You“ ist es die Slide-Gitarre von Paul Wassif, die Jansch‘ trunken schwankendes Erstaunen sanft forciert. „Bring Your Religion“, zwischen Neo-Gospel und Öko-Appell, schwebt auf den Keyboards von Adam Jansch vorüber.

Und was macht die nächste Generation? Im feinen Traditional „Katie Cruel“ irrlichtert Devendra Banhart einem Geist gleich hinter der Stimme von Beth Orton her. Es bleibt seine einzige Einlage, während Jansch den Faden mit seiner Gitarrenschülerin Orton munter weiterspinnt. Wirklich munter, wie im entspannten Sing-A-Long „Watch The Stars“. Im gedämpft swingenden „When The Sun Comes Up“ zieht die Slide von David Roback (Mazzy Star) somnambule Kreise um Ortons Tristesse.

Mit dem „Texas Cowboy Blues“, musikalisch das konventionellste Stück, lässt Jansch dann ansatzweise sogar ein paar Muskeln spielen und karikiert den Präsidenten als Cowboy, der sein Pferd verloren hat. Jansch hat mal wieder gewonnen, mit einem ebenso souveränen wie lebendigen Spätwerk. Er wird ja bald 63. Es könnte also schon die letzte Generation sein, die auf „The Black Swan“ noch persönlich ihre Aufwartung machen konnte.

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