Beyonce – B’Day

Zur Tour der nicht mehr besonders interessanten Madonna wurden kürzlich wieder die unwahrscheinlichsten Heiligsprechungen geschrieben. Eine entscheidende Qualität haben die meisten Laudatoren trotzdem übersehen, und die leuchtet am hellsten, wenn man Beyonce dagegenstellt: Madonna hat ein bisschen Humor. Deshalb wirkt die schon per Definition humorlose Beyonce neben ihr immer wie ein übertrainiertes Zirkuspferdchen.

Umso schlimmer, dass bei ihr zuletzt so viel schiefgegangen ist, was nur unfreiwillige Komik sein kann. Der allgemeine Spott über ihr verzappeltes „Deja Vu“-Video, in dem sie im Sekundentakt die Kleider wechselt, dann die Erkenntnis, dass ihr Albumtitel „B’Day“ in Frankreich wie das Becken für die Gesäßreinigung klingt, und so weiter – könnte man Beyonce auch nur ab und zu einen Hauch Selbstironie unterstellen, wäre ihre zweite Platte möglicherweise ein echter Triumph. So bleibt aber vor allem der Eindruck, dass hier eine krankhaft Ehrgeizige ihr Popstar-Sein wie einen Kraftsport bewältigt.

Beyonce jagt in irrwitzigem Tempo durch die Stücke, hat sich von den Produzenten-Chefs Swizz Beats, Rich Harrison und Neptunes einen völlig überdrehten Luftalarm-Händeklatsch-Hip-Soul programmieren lassen, zu dem sie oft drei verschiedene Gesangsstimmen gleichzeitig singt und schreit, was in einigen Fällen körperliche Schmerzen verursacht. Das heißt aber auch: alles andere als eine langweilige Platte. Sogar die zwei Balladen am Ende sind erstaunlich unterhaltsam. Weshalb „B’Day’eine zwiespältige Sache ist: Wer das schreckliche Kopfweh, das die Platte auslöst, irgendwie in Griff kriegt, findet irgendwann vielleicht ein verkanntes futuristisches Meisterwerk.

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