BIC RUNGA – Drive :: COLUMBIA/SONY

Zeit für eine Science-Fiction-Theorie: Ist Bic Runga wirklich keine Androidin? Geht es bei einer solchen Personalunion von Sängerin, Songwriterin, Musikerin, Produzentin und schöner Frau noch mit rechten Dingen zu? Von den Musen geliebt, von den Göttern sowieso – für Bic Runga heißt Musik machen Himmelsgeschenke verwalten. Irdisch betrachtet ist sie der wahrgewordene Traum der amerikanischen Plattenbosse. Die fahnden zur Zeit unruhig nach einer neuen Alanis Morissette. Das erklärt Bic Rungas schnellen Sprung aus dem verträumten Neuseeland in den amerikanischen Show-Irrsinn. Gerade 21 Jahre ist sie alt.

Am besten ist Bic Runga dort, wo sie sich in Reduktion übt. Einige der Songs auf „Drive“ strahlen Klarheit und, nun ja, fast schon eine Art Reinheit aus: Bic Runga und die Askese der Mittel. Die Arrangements nicht vollgestopft, sondern luftig. Der Gesang fast ohne Ornamente. „Drive“ ist so ein Stück, „Bursting Through“ ebenfalls und „Hey“ könnte eines sein, hätte Bic Runga auf das Rock-Gewitter verzichtet, das auf die ruhigen, elegischen Eingangspassagen folgt. Das Unangenehme an den Mariah Careys und Tina Turners dieser Welt ist ja, daß sie in jedem einzelnen Song dem Affen Zucker geben müssen; daß sie sich ihre „Zutaten“ nicht verkneifen können, all die nervtötenden Wiederholungen und obligatorischen Koloraturen.

Bic Runga bricht mit diesen Gebräuchen – aber nur halbherzig. Auf konzentrierte, abgedämpfte, intensive Passagen folgt immer wieder jene aufgeregte Stimmakrobatik, die man aus den Hitparaden kennt. Bic Runga ist unglaublich talentiert und hat fast im Alleingang ein imposantes Album aufgenommen, das ihr Ruhm und verdienten Respekt einbringen wird. Zu einem neuen ästhetischen Entwurf hat es aber doch nicht ganz gereicht. Stellt schon mal die Grammys kalt!

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