Big Head Todd – Beautiful World :: Revolution/RCA

Sie haben angefangen als Teenager-Bluesband, in den Skitouristen-Pinten in und um Boulder, Colorado herum. Es ist deshalb verständlich, daß Sänger Todd Park Mohr, Rob Squires und Brian Nevin – geschätzte 400 000 Tour-Meilen später – der Versuchung nicht widerstehen konnten, die da bei den Sessions zu „Beautiful World“ gleich im Studio nebenan lockte. Und so erstarrten sie denn in Ehrfurcht und Erregung zugleich, als John Lee Hooker tatsächlich rüberkam, um gemeinsam mit dem Trio noch einmal seinen Klassiker „Boom Boom“ einzuspielen.

Big Head Todd & The Monsters, und damit auch „Beautiful World“, wären jedoch kaum der Rede wert, wenn die Band weiter nur dem orthodoxen Blues huldigen würde beziehungsweise gehuldigt hätte. Vielmehr hat sie dessen Essenz – und die von Funk und Soul gleich dazu – erkannt, genommen und „gebrochen“ in scheinbar altersloser Rock-Melancholie. Keine andere Band verknüpft wuchtigen, alles mitreißenden Expressionismus so sinnfällig und mit swingender, scheinbar müheloser Eleganz – nicht zuletzt dank Schlagzeuger Nevin, der lässig John Bonham beerbt.

Verglichen mit dem streng-reduzierten Vorgänger „Strategem“ von 1994, klingt „BeautifuI World“ geradezu üppig. Das geht gewiß aufs Konto von Produzent Jerry Harrison, der mit Bernie Worrell auch einen Keyboard-Gast dezent plaziert. Überladen wirkt das aber nur, wenn eine weibliche Soul-Stimme rekrutiert wird, um auf „Soul“ zu machen („If You Can’t Slow Down“). Sowas hat diese Band eigentlich gar nicht nötig.

So gehen auf dem fünften BHT-Album Verfeinerung und Vereinfachung Hand in Hand. Mohr selbst spricht von „Digression“. Selbstplagiate jedenfalls können da nicht ausbleiben. „Please Don’t Tell Her“ etwa gab’s so ähnlich, sprich: etwas langsamer schon mal (als „It’s Alright“ auf dem 93er-Album „Sister Sweetly“). Aber mindestens einen echten Hit hat das Trio diesmal auch vorzuweisen: Das rasant-ironische „Resignation Superman“, das dabei durch Mohrs schwebend-nölenden Gesang trotzdem auch unnachahmlich träge wirkt, geht thematisch wie musikalisch als Pendant zu R.E.M.s „It’s The End Of The World“ durch.

So schön kann Rock also klingen. Doch noch. Gut, daß BHT sich nie begnügten, nur „Boom Boom“ nachzuspielen. Auch wenn sie das, zugegebenmaßen, doch auch ziemlich gut können. Immer noch.

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