Bill Withers – Just As I Am/Still Bill: Zwei fabelhafte Frühwerke des spätberufenen Soul-Populisten :: Raven

Kein Wunderkind, mehr ein Spätberufener mit großen Ambitionen, hielt sich Bill Withers all die Jahre erst einmal an die kluge Devise „Don’t give up your day job!“, bis er dann doch noch entdeckt wurde. Der Legende zufolge bestand sein Job darin, bei Lockheed Toiletten in Flieger einzubauen. Der Mann wusste selbst, dass er nicht unbedingt ein Sex-Idol war. Was nicht verhinderte, dass er zum Schwärm von Millionen weiblicher Fans wurde.

Weil der Chef eines kleinen neuen Indie-Labels von den Demos, die er über die Jahre geschrieben hatte, hingerissen war, engagierte er für die Sessions zu seiner Debüt-LP einige der besten Cracks: Booker T. und die MG’s, Jim Keltner, Chris Etheridge und Stephen Stills. Thematisch stand der Blue-collar-Soul eigentlich der Country Music weit näher als dem, was man herkömmlich unter Soul Music verstand. Das waren Songs über Untreue, Einsamkeit, Selbstmord, uneheliche Töchter – mit dem Unterschied, dass keine der Geschichten, die er da erzählte, auch irgendwo den im Country-Genre üblichen Anflug von Larmoyanz aufwiesen.

Manchmal klang in den Kindheitserinnerungen des gestandenen Mannes – Withers war 31, als er die erste Platte aufnahm – zwar unverblümt Nostalgie an. Jegliche Rührseligkeit war ihnen trotzdem fremd, und zu den überzeugendsten Talentproben des Debüts zählt seinezum Gospelsong umgedeutete Cover-Version von „Let It Be“.

Die Produktion der Platte kostete nahezu nichts (die des Folge-Albums dann schon stolze 7500 Dollar!), warf aber trotzdem den Top-Ten-Hit „Ain’t No Sunshine“ ab, für den Withers dann mit einem Grammy ausgezeichnet wurde. Absurderweise in der Kategorie Rhythm & Blues.

Beim nächsten Album war der Ohrwurm „Lean On Me“, Call-and-response und Gospel, aber ohne Verheißung eines besseren Jenseits. Das Geheimnis der Produktionen war Understatement: keine überflüssige Note und alles Nötige auch mal in zwei Minuten gesagt. Auch die Streicherarrangements waren da kein Zuckerguss.

Die meisten Bill-Withers-Platten wurden während der CDÄra wiederveröffentlicht, ausgerechnet das Erstlingswerk jedoch nie. Jetzt vom australischen Oldies-Spezialisten gekoppelt mit dem Bestseller „Still Bill“, enthält der „twofer“ auch zwei Bonus-Tracks, den nicht so tollen Soundtrack-Beitrag „Better Days“ und die ganz formidable Interpretation von „It’s AU Over Now“ im Duett mit Bobby Womack.

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