BIN ICH SCHÖN? von Doris Dörrie :: 17. September

Der deutsche Film – ein Jammertal Die Umsätze kriseln, der geradezu geforderte Glamour blieb aus, künstlerisch gab es auch nichts Erfreulicheres, das womöglich sogar erfolgreich war. Da kommt Doris Dörrie gerade recht. Mit „Männer“ wurde sie in den Achtzigern zur Mutter der Beziehungskomödien, deren Boom sich bis in die Neunziger verspätete. Ihr neuer Film wird in der Branche gepriesen, als müsse, könne nur er den Abschwung und das doofe Image stoppen.

Tatsächlich spiegelt er im Bemühen und Scheitern die Situation des deutschen Films. Bezahlt vom Paten Bernd Eichinger, besetzt mit Prominenz, entstanden aus diversen Kurzgeschichten, mit denen Dörrie schon mal die Preisausschreiben der „Brigitte“ gewonnen hat. Als fast zweieinhalbstündige Kordel pendelt ihr Film zwischen Spanien und München und verknüpft entlang dieser Achse schicksalhafte Episoden. Da sich die Erlebnisse von Senta Berger, Anica Dobra, Gottfried John, Iris Berben, Dietmar Schönherr, Joachim Krol, Maria Schrader, Nina Petri, Otto Sander, Uwe Ochsenknecht, Heike Makatsch nicht alle nacherzählen lassen, muß man (fast) alle Stars aufzählen. Denn es geht auch um alles, also um das Leben, die Liebe natürlich und die Unmöglichkeit von Glück, weil jeder damit etwas anderes meint. Was ist schön? „Das ist schön“, sagt jeder mal. Der Himmel. Die Sonne. Ein Kaschmir-Pulli. So grast Dörrie die Sinnsuche und Sehnsüchte nach Stichworten ab. Hochzeit Seitensprung. Ehekrise. Karibikurlaub. Eifersucht. Suizidversuch. Gute Zeiten, schlechte Zeiten.

Die Nähe zu den „Short Cuts“ von Robert Altman ist offensichtlich, aber dessen boshaft-tragische Eleganz oder die Stringenz und Verzweiflung wie in John Sayles‘ „City Of Hope“ gelingen hier nicht Dörrie ist zu durchsichtig und trivial ab Strippenzieherin, bei der Anschlüsse eher holprig und Zusammentreffen oft erzwungen wirken. Als Fixpunkte in all den Begegnungen umkreisen sich Linda (Franka Potente), die sich als taubstummes Aschenputtel ausgibt, und der traurige Prinz Klaus (Steffen Wink), den seine große Liebe Franziska verschmäht, da sie in ihrer Seele eine Spießerin ist Seifenblasen, Zeichensprache und ein Kinderbuch dienen mit esoterischer Einfalt als Symbole für die Fragilität von Glück und Sprachlosigkeit zwischen den Geschlechtern. Sie führt ihre Figuren – zuweilen komödiantisch – zwar als frustrierte, neurotische Jammerlappen vor, teilt jedoch auch deren Sentiment und profanen Träume. Vielleicht ist das Leben genauso öde und zerrissen wie ein Film von Doris Dörrie.

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