Binoculers :: Every Seaman’s Got A Favourite Spaceship

Verwunschenes Debütalbum einer erstaunlichen Künstlerin

Nadja Rüdebusch alias Binoculers auf der Bühne zuzusehen, ist ein Abenteuer. Die Hamburgerin sitzt oder steht dort inmitten von sechs, sieben Instrumenten – Gitarren, Keyboards, Glockenspiel und Basspedale – und entwirft mit Händen und Füßen (und einer Loop Station) ihre Lieder. Seit drei, vier Jahren fährt sie mit ihren Instrumenten auf einer Art never ending tour durch Europa und verzaubert die Menschen. Mit leisem Indie-Folk, Popmusikminiaturen, Spieluhrmelodien und viel künstlerischer Fantasie. Anfangs waren die harmonischen Gebilde gewagt, betont unkonventionell und verwunschen – man wusste nie genau, welcher Akkord als nächster kommt und wohin die Reise wohl noch führen wird.

Verwunschen und zauberhaft ist auch das Debütalbum, „Every Seaman’s Got A Favourite Spaceship“. Nadja singt mit leise-fragiler Stimme von Schneckenhäusern und Luftballon-Menschen, U-Booten unter Bettmatratzen, einsamen Nächten in Sternenkisten und Lieblingsraumschiffen. Anders als in den Anfangstagen sind die Lieder greifbarer und harmonisch klarer, meist steht die akustische Gitarre im Mittelpunkt. Doch weiterhin werden die Akkorde nicht schematisch aufgereiht, sondern einzeln erspürt. In einigen Songs bekommt man zudem ein französisches Gefühl, dann sind die Indie-Songs auf einmal Indie-Chansons. Wunderschön sind zum Beispiel das fast Beatles-artige „Easy In The Morning Sun“ und das finale „Grape-shaped Dream“, das mit Hilfe der besagten Loop Station davonschwebt. Weich ist das alles, aber nicht weichgezeichnet, collagenhaft, aber nicht beliebig.

Nadja Rüdebusch ist da draußen auf See und sieht ihr Lieblingsraumschiff. Ein bisschen sehen wir es jetzt auch. (Labelship)

Jörn Schlüter

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