Bitter Drink, Bitter Moon :: Nie waren die Zeiten einsamer: dunkel getönte Rockvariationen
Es wird böse enden: Die Gitarre bibbert, die Trommel grollt, und ein Mann mit einer Stimme, die nur Unheil bringen kann, erzählt davon, wie er einst vor Einkaufszentren geflohen und sich auf dem Hügel vor der Stadt zurückgezogen hat und lässt sein Erinnerungsstück in den Satz „I wish I had a gun“ münden. Der Song „My Hill“, der das fünfte Murder-By-Death-Album „Bitter Drink, Bitter Moon“ eröffnet, gibt den dunklen Ton vor, der neben Adam Turlas Bariton und Sarah Balliets Cello wieder die Musik der Band aus Bloomington, Indiana bestimmt.
Trotzdem klingt die von Fans über Kickstarter mit 187.000 Dollar finanzierte Platte überraschend abwechslungsreich. Bei „Lost River“ könnte man meinen, dass Johnny Cash und Arcade Fire gemeinsame Sache machen, wenn ein Klaviermotiv das schwermütige Weltfluchtszenario euphorisch aufmischt. „Straight At The Sun“ schielt in Richtung Gothic-Rock. Ein twistender Folkbeat, ein Akkordeon, eine Geige und ein knurrender Bass prägen „I Came Around“. In „Hard World“ erinnert sich Turla an seine wilden Jahre und verpackt den Song passend dazu in einen Punkrock-Beat: „Just barely 20 with a slight frame/ And a hunger for somethin‘ I couldn’t name.“
Die Sehnsucht nach Abgeschiedenheit, die schon „Good Morning, Magpie“ (2010) prägte, findet sich auch auf dieser Platte. Und weiterhin vertonen Murder By Death gern Weltschmerz: im verdrossen-sperrigen „Ditch Lily“, in der epischen Ballade „The Curse Of Elkhart“, im Shuffle „Ramblin'“ oder im nihilistischen Gebet „Go To The Light“. Bevor das Album mit dem kaputten Walzer „Ghost Friend“ zu Ende geht, singt Turla noch in „Oh, To Be An Animal“ eine Ode auf die einsamen Zeiten, lässt den Song aber am Ende fast schon hymnisch schunkelnd das Alleinsein umarmen: „Oh, it’s the loneliest of times!“ (Bloodshot/Indigo) Gunther Reinhardt
Cody Chesnutt