Bob Marley & The Wailers – Live At The Lyceum

Weil Bob Marley für „Catch A Fire“ und das noch im selben Jahr veröffentlichte „Burnin“‚ die weitaus meisten Songs geschrieben hatte, war das für Chris Blackwell Grund genug, ihn endlich auch als den Star des Ensembles zu protegieren. J^Jatty Dread“ war denn auch – ohne Bunny Livingstone und Peter Tosh eingespielt genau genommen gar kein Wailers-Album mehr. Die meisten und überwiegend die besten Songs – „No Woman, No Cry“, „Talking Blues“, „Rebel Music“ oder „Them Belly Füll (But We Hungry)“ – hatten andere beigesteuert.

Im Gegensatz zu den ersten beiden Island-LPs klang die dritte merkwürdigerweise eher wie eine Demo-Kollektion. Was schätzungsweise auch damit zu tun hatten, dass nicht mehr Tony Platt und und Phil Brown den Gang der Sessions am Mischpult überwachten. Blackwell dämmerte wohl sehr rasch, dass sein Superstar-in-spe – der auch für das nächste Studioprojekt „Rastaman Vibration“ganze zwei Songs schreiben sollte – von einem klassischen „writer’s block“ geplagt wurde. Sein genialer Schachzug: Er veröffentlichte als viertes Album den in einem Londoner Rock-Tempel aufgezeichneten Live-Mitschnitt, der die einzigartige Konzettatmosphäre so fesselnd dokumentierte, dass diese LP ganz nebenbei auch den Nachweis für Marleys Rodkstar-Status lieferte. Reggae war endgültig „in“. Ab sofort musste sein Tour-Manager bei den folgenden triumphalen Festival-Auftritten und den ausverkauften Konzerten in Europa vor allem dafür sorgen, dass die Spürhunde der örtlichen Polizei im Tournee-Bus keine herbalen Substanzen aufstöberten.

Die wenigen Bonus-Tracks auf den fünf Remaster-CDs deuten daraufhin, dass im Archiv aus diesen Jahren nicht viel an Bändern existiert, was den Nachruhm des „ersten Superstars der Dritten Welt“ hätte mehren können.

replays

Samt dem neuen Mitschnitt von „Kinky Reggae“, vorher nur als B-Seite der „No Woman, No Cry“-Single veröffentlicht, bringt es „Lire!“jetzt immerhin auf die Spieldauer von einer Dreiviertelstunde. Aber das ist, wie fünf Jahre später der Auftritt von Toots and The Maytals im Londoner Hammersmith Palais, immer noch eine der absolut überragenden Live-Platten der Reggae Music.

Von Ted Jensens Remastering profitierten neben „Catch A Fire“, das jetzt auch die beiden dazumals unter den Schneidetisch gefallenen Aufnahmen der Deluxe Edition enthält, vor allem „Burnitt“ 1 und JRastaman Vibration“. Der seinerzeit bei letzterer LP auf dem Papierlabelabgedruckte Tipp „This album jacket is great for deaning herb!“ fehlt auch hier wieder. Wohl zwangsläufig und weniger aus Angst. Das bisschen Papierbeilage bei CDs eignet sich nicht.

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