Bob Mould – Body Of Song
Man hatte ihn ja längst aufgegeben, als Überläufer zum Lager der Elektroniktüftler und Clubgänger abgestempelt. Bob Mould, der bei Hüsker Du und Sugar seine Depressionen in einem Gitarrenbrei zu ertränken pflegte, hatte bei seinem letzten Lebenszeichen vor drei Jahren, auf „Modulate“ und unter dem Pseudonym Loudbomb, ja nur noch digital gezuckt. Das wird nichts mehr mit uns, dachte sich die Indierock-Gitarrenfraktion und strich Bob Moulds Namen von der Liste derer, denen man jedes Jahr Geburtstagsglückwünsche sendet.
Auf „Body Of Song“ kommt es zur tränenreichen Versöhnung. „I lost my one in a million“, klagt Mould schuldbewußt im Eröffnungssong „Circles“, der nach einem orientierungslosen E-Piano-Intro zurück zu Sugar zu Zeiten von „Copper Blue“ findet. Auch das atemlose „Paralysed“ schmiegt sich harmoniesüchtig am Powerpop von Bob Moulds stilprägenden 00er-Jahre-Projekt an. Neben David Barbe, der auch bei Sugar den Baß bearbeitete, hat sich Mould den Fugazi-Drummer Brendan Canty ins Studio geholt. Und so ist „Body Of Song“ ziemlich genau die melancholisch-kathartische Gitarrenrock-Scheibe geworden, die sich altmodische Fans gewünscht haben.
Allerdings läßt es sich Mould, der sich in letzter Zeit auch als Remixer verdingt hat (etwa bei der Interpol-Nummer „Length Of Love“), nicht nehmen, immer wieder an den Knöpfen herumzuspielen. Bei dem Clubsound-Gitarrenrock-Hybrid „(Shine Your) Light Love Hope“ geht das einmal gründlich schief: Die Nummer könnte man im voll aufgedrehten CD-Player in einem Golf Cabriolet abspielen, ohne daß Passanten einen Unterschied zu der Musik bemerken würden, die sonst üblicherweise aus dieser Sorte Auto herausdröhnt.
Doch bei den meisten Songs beschränkt sich Mould darauf, die Elektronik unter der Oberfläche werkeln zu lassen, klaut im vielschichtigen Epos „Beating Heart The Prize“ unverschämt bei Avril Lavignes „My Happy Ending“ und läuft bei den akustisch angelegten Balladen „Days Of Rain“ und „High Fidelity“, die an sein grandioses Album „Workbook“ erinnern, zu ganz großer Form auf. Nächstes Jahr darf Bob Mould wieder mit einer Geburtstagskarte rechnen.