Bobby Bare – The Moon Was Blue

Man kann sich das gut und schön und ungefähr so vorstellen. Wie Bobby Bare, der Jüngere, dem Senior bei jeder Gelegenheit in den Ohren lag, von wegen, Daddy müsse doch unbedingt mal wieder eine Platte machen. Doch müssen muß Bobby Bare, 70, schon lange nicht mehr, nachdem er Nashville nach circa 60 Top-40-Singles vor fast 20 Jahren Nashville sein ließ und einzig 1998 mit der halbgaren Oldie-Revue „Old Dogs“ aus der Versenkung auftauchte. Bobby Who? Bare. Der Mann, der Jennings entdeckte, vor drei, vier Dekaden die besseren Country-Hits hatte (von „Detroit City“ bis „That’s How I Got To Memphis“) und trotz „Drop Kick Me Jesus“ und Pionierarbeit in Sachen Konzeptalbum (mit der Shel Silverstein-Sammlung „Lullabies, Legends & Lies“! nie aus dem großen Outlaw-Schatten treten konnte, den Waylon, Willie und Kris warfen. Doch ein paar Küchentischrunden später stand der Alte tatsächlich wieder im Studio und warf seinen längst waidwund geschossenen Bariton mit der ebenso unantastbaren wie auch gebrochenen Gelassenheit der späten Jahre in die sanften Auf-und Abschwünge eines knappen Dutzend halbwegs gut sortierter (Halb-)Klassiker von „Everybody’s Talkin'“ bis „Love Letters In The Sand“. Und dann – Vertrauen ist besser – ließ er den Jungen einfach machen. Bare Jr. und Produzent Mark Nevers machten dies und das auch noch: süßlich-schräge Background-Sirenen, auch mal Bläser, im Ausmarsch der „Fellow Travelers“ gar ein Kinderchor, nicht zuletzt ein paar Loops und Noise-Schleifen, damit auch der letzte Ignorant merkt, daß die alte Crooner-Schule hier auf leicht angehippten Bänken zu sitzen kommt. Natürlich ein durchschaubares Konzept, in der Realisierung auch längst nicht sooo radikal, wie sich das der jüngere Bare gern einreden möchte. Das verbot wohl auch der Respekt vor dem alten Herrn. Doch „The Moon Was Blue“ funktioniert gerade deshalb – weil hinter dem halbironischen Schleier, hinter der kleinen Dosis Camp immer dieser Mann greif- und erkennbar bleibt, der den Mond tatsächlich blau erlebt hat und nur deshalb mit all der gebotenen Grandezza die Aznavour-Komposition „Yesterday When I Was Young“ interpretieren kann. Ein Album also auch für Puristen, die’s manchmal nicht ganz so puristisch brauchen. Bare-Novizen dürfen danach gern auch nach dem (wieder und ewig aktuellen) Sozial-Krimi „Hard Time Hungrys“ fahnden. Original 75, Neuauflage 98. Hat sogar einen Ry-Cooder-Song.

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