Bon Jovi :: Bounce

Hard Rock

Hymne, Ballade, Ballade, Hymne, Hymne, Ballade, Ballade, Hymne…

Das Geräusch, das in Musikredaktionen unmittelbar mit dem Auflegen eines Bon Jovi-Albums verbunden ist: ein Stöhnen der Verzweiflung. Warum nur? Warum ist diese Band so erfolgreich, warum bleiben diese Lieder an einem kleben wie Sekunden-Uhu? Ganz einfach: weil man sie kennt. Die Band, weil sie einen seit den frühen 80er Jahren begleitet. Die Musik, weil es immer die gleiche ist.

Natürlich ist die erste Single „Everyday“ nichts anderes als „It’s My Life“ revisited, „Saturday Night“ revisited, „Livin‘ On A Prayer“ revisited. Der eine mag das Anknüpfen nennen, der andere Abkupfern. Auf jeden Fall hat es einen enormen Wiedererkennungswert, schon allein wegen dieses seltsamen Schlauchs, in den Gitarrist Richie Sambora da immer reinbläst und der dann das „Prayer“-Intro-Geräusch macht. Da fühlt man sich sofort zu Hause.

Auch die Zusammensetzung der Stücke ist bekannt. Vor genau zehn Jahren, mit „Keep The Faith“, haben Bon Jovi es mal gewagt, etwas anderes zu versuchen. Das war zwar vielversprechend, aber irgendwie sind sie zwischen all den Welttourneen doch wieder davon abgekommen. Jetzt steht die Formel: fast die Hälfte Balladen, ein Viertel Midtempo, ein Viertel Hymnen. Da bleiben auf die Dauer natürlich nicht mehr viele Rock-Fans übrig auch weil sie bei Konzerten seit Mitte der 90er Jahre immer neben- Achtung, Diskriminierung – Zahnspangenträgerinnen, Sekretärinnen und Friseurinnen stehen müssen. Sagt zumindest meine beste Freundin.

Auf „Bounce“ ist immerhin fast alles besser als auf dem doch sehr lauen „Crush“. Der Titelsong rockt, und es kommt sogar ein – allerdings verzerrtes – Schimpfwort vor! „Call it karma, call it luck/ me, I just don’t give a fuck/Bounce, bounce, nothing’s gonna keep me down/ Bounce, bounce, stand up and shout it out…“ Billig, meinen Sie? Aber dermaßen, dass man es einfach kaufen muss!

Ansatzweise hört man, dass es doch noch den Willen zur Veränderung gibt. „Hook Me Up“ ist ein gar nicht schlechter Versuch, mal aus einer ganz anderen Perspektive zu erzählen. „Undivided“ bemüht sich sehr, Springsteen in Sachen Hoffnung für Amerika 1 zu übertreffen (was natürlich nicht klappt), „Joey“ orientiert sich ebenso eindeutig am ohnehin größten Vorbild Jon Bon Jovis und ist vielleicht der gelungenste Track des Albums.

Und dann sind da eben noch die Balladen, die von leider unwiderstehlich („Right Side Of Wrong“ und die Jerry-McGuire-Anleihe „You Had Me From Hello“) bis leider unerträglich kitschig („All About Lovin‘ You“) reichen.

In New Jersey nichts Neues also. Aber zum Glück immer noch genug, um die Kollegen zu ärgern. „Bounce, Bounce“…

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