Bonnie Prince Billie – I See A Darkness
Schade, daß Will Oldham nicht besonders gern und vor allem nicht besonders viel spricht. Seit 1993 schreibt der amerikanische Songwriter zart hingetupfte, melancholische Schrabbel-Lieder, die klingen, als wären sie in einem windschiefen Elfenbeinturm mit undichtem Dach entstanden. ‚Verschrobene Folk-Blues-Country-Lo-Fi-Rock-Mutationen, die Oldham unter ständig wechselnden, angemessen wunderlichen Namen veröffentlicht: Palace Brothers, Palace Music, Palace – und nun eben Bonnie Prince Billie.
Paläste und Prinzen, skurrile Texte, die mehr Fragen aufwerfen, als sie beantworten: Ja, liebe Leser, Will Oldham ist einer wie Smogs Bill Callahan, ein komischer Kauz, der mit dem Rest der Menschheit vor allem durch seine minimalistischen Lieder kommunizieren möchte. Mit „lSee ADarkness“ ^öffnet sich der Sonderling immerhin ein wenig, wenn auch zaghaft und ganz langsam. Er zeigt Kontinuität, läßt sich von Musikern begleiten, die schon auf den Alben ,Joya“und^oslBlues“mitgespielt haben. Die Melodien klingen nicht mehr so kaputt und abstrakt, sondern würdig, getragen und überrasehend zugänglich. Geblieben ist die scheinbar so müde, aber stets auch ein wenig zynische Stimme, die sich anhört, als würde hier jemand seinen letzten Willen nuscheln oder mit rabenschwarzem Humor ein paar zynische Flüche murmeln. Kaum zu glauben, daß dieser Nuschler auch Schauspieler ist und
in diversen Filmen sogar größere Rollen gespielt hat (etwa in John Sayles‘ „Matewan“).
Das war allerdings vor 1992, bevor er sich als Songwriter verkrochen hat in seinen windschiefen Elfenbeinpalast, aus dem er nun als Bonnie Prince Billie hervortritt. Ein Prinz in alten Cowboystiefeln und mit einem Lächeln auf den Lippen, das sagt: „Hey, die Welt ist nicht wirklich scheiße, aber sie riecht manchmal ziemlich übeL“ Fast möchte man ihm glauben. Große Platte! 4,0