Bonnie „„Prince“ Billy – Ease Down The Road

Im Reich der Pflanzen wäre Will Oldham eine Distel. Dornig, mit purpurner Blüte. Im Tierreich wäre er ein Skunk. Ein wehrhafter Einzelgänger ohne Killerinstinkt. Gemieden, selbst von Seinesgleichen. Außer zur Paarung. Als Mensch eckt er an, weil er beiseite steht, sich nicht vereinnahmen lässt. Schulterkiopfen ist ihm zuwider, weshalb er in Showbiz-Kreisen als Schrat gut, als schrullige, schäbige Underground-Ausgabe von Leonard Cohen. Künsder, die Karriere klein schreiben, werden von Profis ja nicht belächelt wie Kinder, die mit Bauklötzen spielen, sondern argwöhnisch beäugt wie zündelnde Bälger.

Nichts ärgert den Profi mehr als die Nichtachtung jener ungeschriebenen Regeln, nach denen das Gewerbe tanzt Produkt, Promo, Profit. Will sagen: alle zwei Jahre ein Album, die Singles schnöde „ausgekoppelt“, die Tour global, die Medien bedient, Merchandising nach dem Vorbüd ManU Will Oldham schert sich darum einen Dreck, lässt den Säften freien Lauf. Was der Mann in den letzten Jahren so unter die Leute gebracht hat an Singles, EPs und LPs, auf abgelegensten Labels, getarnt durch ständig modifizierte Pseudonyme, grenzt an Anarchie und befriedigt die analen Triebe noch der umtriebigsten Sammlet Doch so anstrengend es ist, mit dem sonderlichen Dauerdichter schrittzuhalten, so lohnend ist es auch. Insbesondere dann, wenn Oldham als Bonnie „Prince“ Billy antritt JSeeA Darkness“, sein letzter BPB-Streich, ist noch präsent und wird es bleiben. Songs wie Schwarze Löcher, deren ungeheure Schwerkraft fesselt und den Hörer hineinzieht in Oldhams Universum, wo Geld nichts gilt, wo nur gewinnt, wer mit emotionaler Intelligenz nicht haushalten muss. Johnny Cashs Segnung des Titelsongs schlägt in dieselbe Kerbe, wiewohl Oldham stolz wie Oskar sein dürfte ob der unerwarteten Ehrung.

JutseDown TÄeÄW“schließt sich nun an, ergänzt, fächert auf, entgrenzt Wieder geht es um Untiefen der Existenz, um seelische Pein, um Beobachtungen des Alltags und seiner „zahllosen Perversionen. Verrat am Partner, grausame Gedankenlosigkeit, obsessives Suchen nach einem Glück, das es nirgends gibt, die ungerührte Vernutzung von Mensch und Tier. „Someone rush to re-injeet me/ God of gods won’t you protect me“ fleht eine Kreatur in „Sheep“, und es ist gleichgültig, ob die Agonie von der Wissenschaft zu verantworten ist oder von Fressgier. „Careless Love“ singt Oldham wie abwesend, zu einem wabernden Ton aus der Retorte, anderswo wird harmoniert, als gäbe es kein Morgen. „Grand Dark Feeling Of Emptiness“ heißt ein Song, das Gefühl benennend, von dem man beim Hören dieser LP mal wieder beschlichen wird. There is n&one who will take care ofyou.

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