Bonnie „Prince“ Billy – Summer In The Southeast

Der Kollege gegenüber spielte ein Album vor, auf dem junge Männer die Sommerhits der letzten Jahre grölend und nölend im Rammstein-Stil vortrugen. Danach legte ich „Summer In The Southeast“ ein. Ein ähnliches Konzept, dachte ich: Betrunkene singen in einer Kellerkneipe Lieder von Will Oldham nach.

Wenig scheint zunächst übrig geblieben von der Sensibilität und Sublimität des Bonnie-Billy-Werkes. Diese Live-Aufnahmen klingen meist wieder eher nach Oldhams Frühwerk. Es wird in teilweise dumpfem Bootleg-Sound gekrächzt, genölt und schief im Chor gesungen, daß es eine Freude ist. Dazu manchmal recht rustikal (und ungestimmt) mit Matt Sweeney (right guitar) und David Bird (left guitar) quer durch den Palace- und Bonnie-Billy-Katalog musiziert (der Schwerpunkt liegt auf dem „Palace Brothers“ und den Bonnie-„Prince“-Billy-Alben). In guten Momenten erinnert das an die famose Version des größten Oldham-Songs überhaupt, „Riding“, auf „Lost Blues And Other Songs“.

Oldham-Konzerte sind ja in der Regel unberechenbar. An einem Abend klingen die Songs wie ein langer Postrock-Jam, an einem anderen wie ausgefranster Punk oder Schweinerock, dann nach sublimem Folk, und so läßt das aus mehreren Konzerten zusammengeflickte „Summer In The Southeast“ die Rockismen dann auch mal für Momente hinter sich.

Feinsinnige, fast zarte Momente wie „Beast For Thee“, ein tolles „Wolf Among Wolves“ (inklusive Wolfsgeheul), eine ausufernde Version von „Break Of Day“ und das in dieser Version fast tröstliche „I See A Darkness“ bilden die Höhepunkte dieses betrunkenen, rotzigen, rumpelnden Nebenwerks, das in seiner Konsequenz ein besserer Rückblick auf das Werk dieses großen amerikanischen Songkünstlers ist als das putzige, wäschegestärkte und gebügelte „Sings Greatest Palace Music“.

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