Brain Storm – Among The Suns

Grand Prix d’Eurovision 2000. Es geschah irgendwo zwischen Frauen, die wie Britney aussehen sollten und gar nicht singen konnten, und Stefan Raab, der ja weder das eine noch das andere wollte und leider auch nicht so unterhaltsam war, wie er dachte. Plötzlich stand ein junger Mann aus Lettland auf der Bühne und sang davon, dass er seinem Stern folgen würde bis ans Ende der Tage. Seine Stimme überschlug sich, der Mensch bewegte linkisch sich wie Jarvis Cocker, verdrehte die Augen und schien der geborene Popstar zu sein. Die Band spielte dazu Britpop, als hätte sie ihr Leben lang die Waterboys gehört BrainStorm waren die beste Gruppe des Abends, landeten aber nur auf Platz drei. Zwei Schnarchnasen aus Dänemark gefielen der müden Televoting-Masse natürlich besser.

Trotzdem war der Auftritt ein Sieg für Renars Kaupers, der sich nun Reynard Cowper nennt – ein unnötiges Zugeständnis wohl an den internationalen Markt BrainStorms Musik ist dabei universell genug. Kein Song, den man nicht sofort versteht und mag: „Weekends Are Not My Happy Days“, hu, schluchzt Kaupers, und „Among The Suns“ steht er und kommt sich klein vor, obwohl er so klug klingt. Am liebsten erzählt er von den Sternen, wird ein bisschen sentimental, meinetwegen auch kitschig. Vielleicht hätte er beim Grand Prix „Welcome To My Country“ bringen sollen, das immer hin noch weniger klebrig klingt als „Fly On The Wings Of Love“. Das tatsächliche Wettbewerbslied, „My Star“, war ursprünglich nicht auf „Among The Stars“ enthalten, passt aber gut hinein. Inzwischen hat sogar Michael Stipe den Letten «gutes Songwriting“ attestiert, „und nur das zählt“

Manche Melodie mag ja zu gefällig sein, etwas zu klassisch, aber meistens reißt der überschwängliche Gesang die Stücke aus der Mittelmäßigkeit. Kaupers kickst und schmachtet, selten jammert er, manchmal schreit er – aber nie, nie, nie nölt er. Und dafür sind wir dankbar.

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