Brett Anderson – Slow Attack

Der Weg führt vorbei am pastell erblühenden Flieder, an den Vogelscheuchen, die die Spatzen nicht vertreiben können, an den Weizenfeldern, durch die der Herbstwind seine Schneisen zieht, und an winterlich verschneiten Pfaden. Wie ein impressionistischer Maler entwirft Brett Anderson auf „SlowAttack“ mit sanften Pinselstrichen Stimmungsbilder aus den vier Jahreszeiten. Anderson sieht sich dabei in der Tradition der britischen Folklegende Bert Jansch, aber auch des argentinischen Filmkomponisten Gustavo Santaolalla („Brokeback Mountain“, „Babel“).

Vom Proto-Britpop, den Anderson einst mit Suede machte, ist nicht mehr viel übrig, wenn er den bukolischen Zyklus mit der Morgenandacht „Hymn“, mit einem sachte klimpernden Klavier beginnt, vom Starenvogel singt, der langsam durch den Morgen gleitet. Die Natur gerät immer wieder zum Spiegelbild der Seele, ob sich in „Wheatfields“ der Sturm durch den Weizen wühlt, in „Frozen Roads“ die klirrende Kälte des Februars den Gedanken zur Klarheit verhilft, in „Summer“ die flirrende Hitze die Gefühle freisetzt.

Dass „Slow Attack“so etwas wie Andersons Antwort auf Rousseaus „Zurück zur Natur“ ist, zeigt sich auch in der Instrumentierung: Nur ganz selten verirrt sich eine E-Gitarre in diese Songlandschaft. Stattdessen setzen Anderson und Produzent Leo Abrahams auf feinsinnige Holzbläser-Instrumentierungen und Streicher-Arrangements. Am ehesten wie Pop-Songs klingen da noch „Pretty Widows“, „The Swans“ und das um eine traurige Melodie mäandernde“.Julians Eyes“. Sein größtes Kunstwerk schafft Anderson aber mit „AshesOfUs“, bei dem Kunstlied und Folk betörend ineinander fließen, und bei dem man, während man einer Oboe und einem Cello zuhört, den fallenden Blättern zusehen kann.

Und zuletzt ist dieser Ausflug in die Natur und durch die Jahreszeiten vielleicht doch bloß ein Traum: „It’s summer in my head/ It’s summer in my head“, singt Brad Anderson trotzig in „Leave Me Sleeping“, bettet sich auf Kissen aus Flieder und fordert: „Leave me dreaming/ Softly breathing/ Slowly falling.“ Dann beginnt der Winterschlaf.

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