Brian Wilson – Live At The Roxy Theatre :: Wunderbares Doppel-Live-Album des wiedererwachten Song-Genies; SANCTUARY/ZOMBA

Live-Alben sind in den meisten Fällen Unfug. Entweder es wird versucht, die Studioversionen der Greatest Hits möglichst originalgetreu nachzuempfinden – oder die Songs werden heillos zergniedelt. Nur selten finden sich hier radikale Neubearbeitungen oder emphatische Darbietungen, die die nähere Beschäftigung lohnen. Der Live-Auftritt verliert in der Konserve seine Aura. Manchmal allerdings haben diese tautologischen Plättchen eine symbolische Kraft, die das Gesamtwerk des Künstlers neu erstrahlen lassen. Man denke an den schönen Erfolg des emphatischen Paul-Weller-Live-Aufgusses „Days Of Speed“ vom letzten Jahr (der eben doch hörbar viel mehr war als ein Aufguss: ein Aufgalopp, ein Aufkuss).

Und so gibt es gar einige Argumente, die dafür sprechen, „Live At The Roxy Theatre“ die absolute Höchstwertung zuzuerkennen: Der enigmatischste und anrührendste Songschreiber unter der Sonne, Brian Wilson, steht wieder auf der Bühne und scheint einen Riesenspaß dabei zu haben, er macht seine Witzchen, hat eine exzellente Band an seiner Seite, und die exzellente Auswahl der Songs (es sind auch zwei neue dabei) lässt die grauenhafte Oldiekapelle um Mike Love, die unter dem Namen Beach Boys durch die Lande tourt, vollends vergessen. Es wärmt das Herz, wenn Brian kindlich naiv von seinem „all time favourite song in the whole universe“ spricht – „Be My Baby“ von Phil Spector – oder „“Brian Wilson“ von den Barenaked Ladies zitiert und singt: „“And if you want to find me/I’ll be out in my sandbox/ Wondering where the hell all the love has gone.“ Auch den wohl schönsten Beach Boys-Song „Til I Die“ spielt er. „“It kills my soul, hey hey hey.“ Natürlich freut man sich besonders, wenn man glaubt, im Hintergrund Carl Wilson oder Mike Love singen zu hören, und so versucht die Band die vertrackten Vokalarrangements der Originale hinzubekommen, was meist auch gelingt Es gerät vielleicht ein bisschen glatter, aber das macht nix, denn Brian Wilson singt formidabel.

Schön zu wissen, dass nach dem Tod alter Helden wie George Harrison oder Fred Neil einer auferstanden ist.

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