Bright Eyes – Noise Floor
Vom 15. Lebensjahr an ist die Karriere des 26-jährigen Conor Oberst auf Tonträgern dokumentiert. 20 Stücke aus den Jahren 1995 bis 1997 kann man auf einer Zusammenstellung früher Songs hören, 57 weitere auf den seit 1998 erschienenen Alben seines Projektes Bright Eyes. 77 Stücke in elf Jahren also, und das ist nur die Spitze des Bright-Eisbergs. Es fehlen die zig Singles. EPs, Samplerbeiträge usw.. 16 (auf Vinyl sogar 20) dieser verstreuten Songs gibt es nun auf der Compilation „Noise Floor (Rarities 1998-2005)“
Nichts für Komplettisten allerdings, denn das sind längst nicht alle Tracks, die Oberst in dieser Zeit jenseits des Albumformats veröffentlicht hat. So fehlt zum Beispiel mit „One Foot In Front Of The Other“, das später allzu erhaben als „Landlocked Blues“ für „I’m Wide Awake, It’s Morning“ neu aufgenommen wurde, eine seiner stärksten Performances überhaupt. Die findet man weiterhin nur auf einem 2003 erschienenen Sampler seines Saddle Creek-Labels. Die exquisiten Bright Eyes-Stücke der Split-EP „Holy“ mit Son Ambulance werden auf „Noise Floor“ ebenfalls vermisst. Auch um Obersts Entwicklung vom songwriting Wunderkind zum großen amerikanischen Liedermacher nachzuvollziehen, taugt das allzu willkürliche Tracklisting dieser Compilation nicht so recht.
Die Geräuschcollage „Mirrors And Fevers“ eröffnet „Noise Floor“ betont eklektisch, das nachfolgende „I Will Be Grateful For This Day“, erstmals 2001 auf Single erschienen, deutet schon auf die späteren Elektronik-Exkursionen, ohne aber – wie die souveränen Alben „Digital Ashes In A Digital Urn“ und „I’m Wide Awake It’s Mornmg“ – eine reine Genrearbeit zu sein. Es ist nicht der souveräne Songschmied der letzten Platten, sondern der unsichere, manische, ewig suchende Conor Oberst von „Fevers & Mirrors“ und „Lifted“, der uns hier etwa auf den großartigen Stücken der „Drunk Kid Catholic“-EP und der „Motion Sickness“-Single erscheint. Es ist der oft zu pathetische, zu schwermütige, zu selbstmitleidige Conor Oberst, der Conor Oberst also, den wir in all den Jahren so sehr lieben gelernt haben.