Bright Eyes :: The People’s Key
Conor Oberst verkleidet sein Trio als fantastische Pop-Band.
Conor Oberst hat es sich zwar mit den Bright Eyes schon in einigen musikalischen Ecken gemütlich gemacht, mit dem Pop hat er aber noch nie so richtig gekuschelt. Bis jetzt. Denn das Album „The People’s Key“, das möglicherweise das letzte Bright-Eyes-Album sein könnte, kommt einer Pop-Platte ziemlich nahe. Einer verdammt guten Pop-Platte, wie von Oberst kaum anders zu erwarten.
Ach ja: Und die Bright Eyes rocken immer noch, vielleicht mehr denn je. Fast vier Jahre sind seit „Cassadaga“ vergangen. Nachdem sich Oberst in der Zwischenzeit mit der Mystic Valley Band live ausgetobt hat, scheint aus den Bright Eyes, eigentlich eher ein Studioprojekt, doch so etwas wie eine Band geworden zu sein. Zumindest hören sie sich jetzt so an.
Bevor das Album richtig begonnen hat, wirft Oberst einen hinein in ein fantastisches Erzählkontinuum, das von Einstein, dem Weltall und kosmischer Liebe erzählt. Hinter hübsch garnierten Melodien verstecken sich auf „The People’s Key“ skurrile Geschichten vom Verlassen und Verlassenwerden und eine Art introspektiver Science-Fiction-Plot. „My private life is an inside joke/ No one will explain it to me“, singt Oberst in „Shell Games“, einer knuffigen Nummer, die mit ihrer launigen Synthie-Melodie auch zum Radio-Hit taugen müsste. Ebenso die charmante Übergangs-Ode „Jejune Stars“. Und da sind außerdem der rockige Twist von „Triple Spiral“, das euphorisch wehmütige „Beginner’s Mind“, in dem es wie so oft auf dieser Platte um einen Neuanfang geht, „Haile Selassie“ mit seiner ungeraden Taktzahl, den lustigen Gitarrengimmicks und den herrlichen Kunstpausen oder im Finale die traurig groovende Entfremdungshymne „One For You, One For Me“.
Folkloristisches wird an den Rand gedrängt, findet sich am ehesten noch in „A Machine Spiritual (In The People’s Key)“, das zu einer schrammelnden Akustikgitarre vorgetragen wird. „Approximate Sunlight“ erkundet die Leere, und im langsamen Klavierwalzer „Ladder Song“, einem der intimsten Momente des Albums, begegnet man Jesus und Buddha in einem Raumschiff, Conor Oberst fragt sich, ob das ganze Leben vielleicht doch bloß eine Halluzination ist – und führt vor, wie die Zukunft des Pop klingen könnte. Er wird dabei sein. (Universal) Gunther Reinhardt