British Sea Power :: Valhalla Dancehall

Zu viel: Die Briten laden zur überambitionierten Wikinger-Party.

Vor dem Tod habe er keine Angst, behauptet Woody Allen. Er wolle nur nicht dabei sein, wenn es passiert. Ja, Panik ist vermutlich unnötig. Zumindest in Walhall, der mythologischen Ehrenhalle für gefallene nordische Krieger, geht es offenbar so kurzweilig zu wie in einer Großraumdisko, sobald ein Indie-DJ an den Turntables Dampf machen darf. Bombast! Breitwand-Sound! Flirren, Krachen, Sägen! Und zumindest einige Songs, die – einmal losgelassen – fast so unfehlbar ihr Ziel treffen wie Mjölnir, der magische Hammer von Donnermeister Thor.

Zum Start rufen „Who’s In Control“ oder „We Are Sound“ die wilden Horden gleich mal vor ekstatischer Klangkulisse zu gemeinsamem Mähneschütteln. Besser rühren auch New Model Army oder Bad Religion die Fans nicht auf. Dass Band-Produzent Graham Sutton die zwischen Bowie, Smith und Jarvis Cocker oszillierende, dünne Stimme von Waffenbruder Yan im epischen Dröhnen auf Tauchstation gehen lässt, steigert nur die Wucht des Einschlags bei „Stunde Null“ oder „Thin Black Sail“. Die Tracks im Chill-out-Modus jedoch, wenn Drums, Bass, Fuzzgitarre und der allgegenwärtige Effekte-Baukasten Raum lassen, verlieren schnell ihren Fokus. Etwa „Luna“ oder „Baby“: zu wenig vokale Power.

Drollig immerhin, dass das Quartett aus Brighton seine Wikinger mit „Living Is So Easy“ zur fluffigen Strandparty nötigt: Weg mit dem Met-Schädelbecher und her mit dem Frisbee. – „Valhalla Dancehall“ sei ihr ambitioniertestes Album bislang, sagt Yan, und das merkt man. Mehr als 60 Minuten kommen bei den 13 Nummern zusammen. Allein „One More Now“ (sic!) baut über elf Minuten an entbehrlichen Klangsentenzen. Zu viel, zu lang. (Beggars/Rough Trade) Rüdiger Knopf

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