Bruce Henderson – Beyond The Pale

Bruce Henderson – Beyond The Pale (ULFTONE/EDEL CONTRAIRE)

Oklahoma, Texas, New York City: Bruce Henderson hat genau hingeschaut und hingehört auf seinen Lebensstationen, in den Bars und Trailerparks, im Laden um die Ecke, um Songs wie „August“, „Speed Rack“ und „Look At You Now“ daraus zu destillieren, auch in den,,Flatlands“ (Songtitel), wo die Antwort Jesus heißt, but cotton is still king, wo Schweigen nicht Gold, sondern zäher Alltag ist. Bis irgendwann eine Pistole kracht. Nicht weniger überzeugend agiert der Mann mit der einnehmenden Stimme, wenn er sich selbst scharf ins Visier nimmt, in „Bonetired“ Unrast und Überdruss bloßlegt, und die auch beklemmenden Sehnsüchte eines „I Wanted To“. Der australische Produzent Kerryn Tolhurst (Paul Kelly) sorgt derweil für ein stimmiges, detailfreudiges Roots-Rock-Backing. Im Bonus-Track „Texas Or New Mexico“ geht’s aber auch mal (fast) ganz ohne ganz prima. 3,5

Down From The Mountain {LOST H I G H W A Y/U M I S )

Doch, da wäre man schon gern dabeigewesen, am 24. Mai 2000 im Ryman Auditorium zu Nashvüle. Und das nicht nur, weil Hoüy Hunter bestimmt bezaubernd ausgesehen hat, als sie die Fairfield Four ansagte. Von deren A-capella-prisonsong „Po‘ Lazarus“ ist es ein weiter und doch erstaunlich kurzer Weg bis zu Gillian Welchs/David Rawlings Neo-Country-Gospel „I Want To Sing That Rock’n Roll“. Weiterhin huldigten Alison Krauss, die Cox Family, The Whites, Emmylou Harris und Blueser Chris Thomas King dem damals gerade vollendeten Coen-Brüder-Film „O Brother, Where Art Thou“, ohne bloß ein Soundtrack-Duplikat abzuliefern. Umso ärgerlicher, dass einem die Booklet-Linernotes zuweilen nur den Mund wässrig machen: Ralph Stanleys „O Death“ hätte man ebenso gern gehört wie die All-Star-Riege, die das Konzert mit „Angel Band“ beendete. So bleibt’s bei nur zwölf Titeln. D. A. Pennebaker filmte den Abend für die Doku „Down From The Mountain“ mit, die zugleich Requiem für den unlängst verstorbenen Fiddler und MC John Hartford wurde. 4,0 (Musik); 2,0 (Repertoirepolitik)

Michael de Jong – Park Bench Serenade (MUNICH)

Mit acht zündete er seine Schule an, der Lehrer hatte ihn vor der Klasse gedemütigt. Später kotzte Michael de Jong Billy Graham auf den Schreibtisch, zog mit Professor Longhair durch New Orleans und fand die Blues-Legende Jimmy Reed, seinen damaligen Arbeitgeber. Zuletzt schrieb sich der Mittfunfziger aus Holland die herbsten Kapitel eines extremen Lebens in missionarischem Rausch von der Seele. Denn: „Be careful you don’t wind up like me.“ So ist auch „Park Bench Serenade“, in Austin von Mike Stewart (True Believers etc.) produziert, oft autobiografisch bis jenseits der Schmerzgrenze und dann schwer erträglich. Jon Dee Graham darf kurz den Rock’n’Roll bringen (, Juliet On The Boulevard“), de Jong im Duett mit Leeann Atherton heiser-gepresst Soul suchen („Waiting For The Rainbow“). Darüberhinaus verharrt das Album im behutsam angereicherten Folk-Ambiente. Bis zur bitteren, 13 Minuten langen Abrechnung mit „Flavour Of The Month“. Da ist in der Tat mancher Satz von der Realität just überholt worden. „Those religious fundamental fanatics who are just marking time. Til they can light die spark of fire in which no one will survive.“2,5

Wolfe (ULFTONE/EDEL CONTRAIRE)

Todd Wolfe kennt man als Gitarrist von Sheryl Crow. Mit eigenem Quartett darf man ihn jetzt als tiefergelegten Blues-Rocker kennen lernen. „Heaven“, ein semi-akustischer Gospel-SIideheuler, und das rollend-wuchtige „Light Of Day“ machen auch gleich Appetit auf mehr. Dieses Niveau kann Wolfe aber nicht durchhalten. 3,0

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