Bruce Springsteen

Live At The Main Point 1975

Left Field Media

Fabelhaftes, fürs Radio mitgeschnittenes Konzert auf zwei CDs

Es waren die letzten Konzerte in dem kleinen Club in Delaware, „bevor er Amerika und die Welt erobert“, wie der Ansager richtig sagte. Im Februar 1975 arbeitete Bruce Springsteen noch an „Born To Run“ – „Thunder Road“ hieß „Wings For Wheels“, „Jungleland“ hatte dort ein langes Gitarren-Solo, wo später Clarence Clemons‘ berühmte Saxofon-Passage erklang, das Herz der Platte. An jenem 5. Februar übertrug ein lokaler Radiosender das Konzert – und ein skurriler Rechts-Passus erlaubt, dass solche Mitschnitte in England legal veröffentlicht werden dürfen.

„Main Point“ ist ein grandioses Dokument wie so viele Bootlegs aus dieser Zeit, denn Springsteen ist noch der Rhapsodist von der E Street, ein Violinist spielt die süßlichen Passagen in „Incident On 57th Street“ und die Klimax der magischen, überbordenden „New York City Serenade“, die man später nicht mehr im Konzert hörte. Die Band improvisiert „Kitty’s Back“, „Rosalita“, „4th Of July, Asbury Park (Sandy)“ und „E Street Shuffle“. Es gibt eine glühende Version von „Mountain Of Love“, „A Love So Fine/Shout“ und „Back In The USA“ als historische Reminiszenzen an Soul und Rock’n’Roll, „Born To Run“, „She’s The One“, „Spirit In The Night“, eine wunderbar verspielte Fassung von Dylans „I Want You“ und „For You“, einen von Springsteens besten Songs überhaupt, den er oft am Ende des Konzerts brachte.

Diese Konzerte waren beseelt, voller Überschwang und Überraschungen, kitschig und abenteuerlich. Die Orgel schliert bei „Together, Wendy, we can live with the sadness“, der Background-Chor säuselt an manchen Stelle, man hört beinahe das Tastendrücken beim E-Piano, der Bass ist präsent, alles vibriert, und Springsteen erzählt stockend die heute legendäre Geschichte, wie er nachts im Nebel auf der Staße geht und ein Kerl im weißen Anzug und mit Spazierstock immer näher kommt … „Sparks! Fly on E Street …“ Danny Federici wurlitzert auf der Orgel, Clemons trötet auf dem Saxofon, Roy Bittan spielt jazzige Arabesken auf dem Piano, die elektrische Gitarre tönt schwergängig dazwischen.

Danny Federici ist tot, und Springsteen macht solche Musik heute nicht mehr. Aber Mann, es gibt nichts Besseres auf der Welt. (Leftfield Media) Arne Willander