Buffalo Springfield – Box Set

Die vermutlich bekannteste Band, die nie eine war: Buffalo Springfield. Denn da war jeder so auf seinem Ego-Trip, was die völlig divergierenden Ambitionen, den musikalischen Hintergrund und die eigenen Zukunftsvisionen angeht, dass man sich wundern darf, warum die den Bettel erst nach zwei Jahren hinwarfen. Von ganz wenigen (unveröffentlichten) Demos wie „Kahuna Sunset“ abgesehen, schrieben der klar an Hits interessierte Stephen Stills, der sich wohl weit ehrgeiziger dünkende Neil Young und der zweifellos auf Ohrwürmer erpichte Richie Furay nicht einen einzigen Song gemeinsam!

Einige der besten Stills-Kompositionen – erstklassige Demos auf der zweiten und dritten CD hier wie „So You’ve Got A Lover“ – schafften es aus unerfindlichen Gründen nie auf die LPs. Andere gleichzeitig entstandene Songs wie „Expecting Tb Fly waren de facto Solo-Aufnahmen, bei denen Session-Musiker und nicht ein einziges Band-Mitglied spielten. Furays ebenfalls auf „Buffalo Springfield Again“ veröffentlichtes „Sad Memory“ auch. Nur mit dem Unterschied, dass Neil Young da zweite Geige (sprich Gitarre) spielte. Völlig unerfahren in Studio-Dingen, lieferte die Band ein Erstlingswerk ab, das man unter „durchaus viel versprechend“ abhaken konnte. Der große (Ent-)Wurf wie die Debüt-LPs der L.A.-Konkurrenz von Byrds, Doors und Love war’s jedenfalls nicht. Und nichts deutete darauf hin, dass ein phänomenales zweites, von Ahmet Ertegun produziertes Werk folgen würde.

Es hatte wohl auch mit dem Ego-Clash zu tun, dass etliche von Neil Youngs fabelhaften frühen Kompositionen – „The Rent Is Always Due“, gleichsam die Vorstudie zu „I Am A Child“, „Round And Round And Round“ oder „Old Laughing Lady“ nie gemeinsam aufgenommen wurden, sondern erst auf seinen Solo-LPs auftauchten. Was Buffalo Springfield hätte sein können, wird so richtig klar, wenn man die mehr als drei Dutzend unveröffentlichten Aufnahmen in der Chronologie ihrer Entstehung hier hört. Und sich dann darüber ärgern darf, dass da einige ganz vorzügliche fehlen!

Stur beharrte Neil Young auch darauf, dass die Stereo-Mixes des Debüts hier nichts zu suchen hätten. Auf der vierten CD tauchen noch einmal (!) dieselben Mono-Versionen auf, anstatt dass man nach all den Jahren endlich mal eine exzellente Stereo-Abmischung produziert und wie Brian Wilson, Byrds & Co. dem ganzen Original- oder „Back To Mono“-Voodoo abgeschworen hätte. Und wenn man legendäre Aufnahmen wie die Langfassung des auf der Doppel-LP von 1972 erschienenen „Bluebird“ auf so einem Box Set trotz reichlich Platz nicht bringt, vergrätzt man eigentlich nur Fans.

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